Wirtschaftsbericht
Einschätzung Marktumfeld und Prognose
Die Weltwirtschaft bleibt in einer guten Verfassung und das wirkt sich positiv auf die Entwicklung der Baubranche aus. Gesamtwirtschaftlich werden wir weiterhin Wachstum haben, allerdings etwas abgeschwächt im Vergleich zu den vergangenen Jahren.
Stärkstes Wachstum in der Baubranche erwarten wir für den Bereich Civil Engineering.
Die Bauwirtschaft im internationalen Kontext
Die Weltwirtschaft hat etwas an Zugkraft eingebüsst. Das lässt sich beispielsweise an der sinkenden Nachfrage in den G20-Ländern ablesen, was nicht zuletzt mit den Handelskonflikten der grossen Wirtschaftsmächte zu begründen ist. Insgesamt aber bleibt die Lage der Weltwirtschaft stabil: Die Inflationsrate ist nach wie vor auf einem moderaten Niveau und auch die Zinssätze sind niedrig.
Für die Entwicklung der Baubranche als unterstützende Faktoren wirken demographische Effekte, attraktive Finanzierungskonditionen, Steueranreize und das grundlegende Wirtschaftswachstum. Die Volumina der meisten Märkte und Segmente werden positiv bleiben.
Die Baubranche in der Schweiz
Die Schweizer Gesamtwirtschaft hat etwas an Dynamik verloren, nicht zuletzt wegen des starken Schweizer Frankens und seiner Auswirkungen auf die Exporte. Der Bausektor hat in den vergangenen Jahren die Schweizer Wirtschaft stets mit stabilen Wachstumsraten gestützt. Nun bremsen erste Überkapazitäten und Leerstände im Residential-Markt die Investitionen, doch solide Infrastruktur-Investitionen gleichen das annähernd aus. Es zeichnet sich daher ein struktureller Wandel ab: War der Wohnungsbau lange Zeit der massgebliche Motor für steigende Investitionen im Bausektor, übernimmt nun zunehmend Civil Engineering diese Rolle. Getrieben wird diese Entwicklung vor allem durch staatliche Investitionen in den Strassen- sowie Schienenbau. In den attraktiven Lagen der Ballungszentren herrscht jedoch weiterhin starke Nachfrage im Residential-Markt, begünstigt durch die nach wie vor attraktiven Finanzierungskonditionen.
Der Non-Residential-Bereich entwickelt sich trotz des sich tendenziell abkühlenden wirtschaftlichen Umfelds solide. Vor allem die erwarteten Investitionen im Gesundheitswesen sowie von Pharma- und Biotech-Unternehmen sind verantwortlich für Wachstum.
Die Baubranche in Deutschland
Nach starken Wachstumsraten hat sich die deutsche Wirtschaft aktuell schwächer entwickelt, wird sich aber bereits ab 2020 wieder stabilisieren. Das Bauvolumen wächst weiter, aufgrund gestiegener Baukosten, steigender Anforderungen an Isolierung und Brandschutz, sowie Engpässen bei Bauland und qualifizierten Arbeitskräften allerdings etwas langsamer als in den vergangenen Jahren. Auf längere Sicht aber werden die veränderte Altersstruktur, der technologische Fortschritt und die Energiewende die Bauaktivität und damit auch das Wachstum der Branche treiben.
Im Wohnungsbau sind Steigerungsimpulse in erster Linie den gestiegenen Einkommen, den niedrigen Zinsen sowie dem erhöhten Wohnbedarf durch Urbanisierung und Einwanderung zuzuschreiben. Doch die Kapazitäten sind weitgehend ausgeschöpft, was die Baukosten in die Höhe treibt. Potenziale zur Effizienzsteigerung bieten Building Information Modeling und modulares Bauen mit vorfabrizierten Elementen. Im Non-Residential-Bereich treibt das Gesundheitswesen die Nachfrage, insbesondere bedingt durch den demografischen Wandel.
Der Bereich Civil Engineering ist stark abhängig von der Investitionsbereitschaft der öffentlichen Hand. Im Transportwesen gehen die zuletzt hohen Investitionen weiter. Im Strassenbau bleibt die Nachfrage stabil. Für die Bereiche Versorgung und Infrastruktur im Zusammenhang mit Energie und Telekommunikation wird mit schwächerem Wachstum gerechnet.
Die Baubranche in Schweden
und Norwegen
Schweden und Norwegen sind noch immer dabei, die aufgrund einer Finanzkrise in den 1990er Jahren verpassten Investitionen in die Infrastruktur aufzuholen. Dazu gibt es verschiedene staatliche Programme, die begünstigt durch das Bevölkerungswachstum voraussichtlich weitergeführt werden.
Civil Engineering ist in beiden Ländern innerhalb der Baubranche die treibende Kraft. Zusätzlich zu den bereits erwähnten Programmen gibt es zahlreiche kurzfristige Initiativen sowie die Möglichkeit der Kommunen, öffentliche Transportinfrastruktur-Projekte zur Hälfte vom Staat mitfinanzieren zu lassen. Der Strassen- und Schienenbau sind hier die zentralen Treiber. Dabei zeigt sich, dass Neuinvestitionen die deutlich wichtigere Rolle spielen als die Instandhaltung. Im Bereich der Versorgung begünstigen leicht gestiegene Strompreise sowie der Klimawandel Modernisierungsmassnahmen hinsichtlich der Kraftwerke sowie der Netzwerke.
Die Baubranche in Österreich
Der Wohnungsbau war lange Wachstumstreiber der österreichischen Baubranche. Faktoren wie ein kontinuierlich verlangsamtes Bevölkerungswachstum oder steigende Grundstückspreise dämpfen diesen Effekt ab 2020 leicht. Zudem ist ein Trend weg vom Neubau hin zur Modernisierung zu beobachten. Die Nachfrage im Non-Residential-Bereich wird steigen, vor allem wegen dem Gesundheitswesen, das aufgrund der alternden Gesellschaft vermehrt Bedarf haben wird.
Im Bereich Civil Engineering haben höhere Steuereinnahmen und ein geringes Haushaltsdefizit in den vergangenen Jahren vor allem Investitionen ins Schienennetz gefördert. Diese fallen künftig mehrheitlich weg, ein stabiler Strassenbau wird dies jedoch weitgehend kompensieren.
Die Baubranche in Frankreich
Gesamtwirtschaftlich wird Frankreich weiterhin ein positives Wachstum haben.
Der Bereich Civil Engineering ist in Frankreich vor allem aufgrund grosser Infrastruktur-Projekte für das Transportwesen stark gewachsen. Das schlägt sich in einer regen Aktivität, hoher Beschäftigung und in gut gefüllten Auftragsbüchern nieder. Für den Bereich Civil Engineering wird weiterhin ein gesundes Wachstum erwartet, das sich jedoch von der Strasse auf die Schiene verschieben wird. Die Regierung hat angekündigt, die Situation hinsichtlich Fahrgästen, Schienennetz und Fracht signifikant verbessern zu wollen. Auf längere Sicht wird das kürzlich verabschiedete Mobility Orientation Law neue Impulse setzen, weil es als Ziel ein flächendeckendes Mobilitätsnetz gesetzlich festschreibt.
Gute Ausgangslage für Wachstum für Implenia
Mit unserer guten operativen Leistung 2019 sind wir in allen unseren Heimmärkten und den jeweiligen Segmenten, in denen Implenia dort tätig ist, gut positioniert. Die nach wie vor solide Entwicklung der Nachfrage nach Immobilien- und Baudienstleistungen für unsere Geschäftsfelder in unseren Heimmärkten ist eine gute Basis, um mit allen Divisionen, Development, Buildings, Civil Engineering und Specialties, profitabel wachsen zu können. Wir richten unsere Geschäftsfelder geografisch und entlang der Wertschöpfungskette darauf aus, die künftigen Veränderungen in der Bauindustrie mitprägen zu können. Langfristig orientieren wir uns dabei an den folgenden Megatrends, welche die Bedürfnisse und Anforderungen unserer Kunden grundlegend verändern werden:
- Urbanisierung: Bis 2050 wird 70% der Weltbevölkerung in Städten leben. Die damit einhergehende Verdichtung bedarf neuer Wohnkonzepte, die flexibel anpassbar sind an unterschiedlichste Lebensformen und -phasen ihrer Bewohner.
- Mobilität: Diese hat in der globalisierten Gesellschaft eine grosse Bedeutung. Die Art und Weise, wie Menschen mobil sein wollen, wird individueller und komplexer, soll aber gleichzeitig unsere natürlichen Ressourcen schonen. Darauf muss auch die entsprechende Infrastruktur ausgerichtet werden.
- Konnektivität: Die Gesellschaft ist vernetzt und viele Alltagsgeschäfte werden über digitale Plattformen erledigt. Räumliche Grenzen lösen sich auf, Sharing-Konzepte stehen im Vordergrund. Und trotz Digitalisierung sind persönliche, soziale Begegnungsräume in unmittelbarer Nachbarschaft gefragt.
- Individualisierung: Selbstbestimmung steht über alle Generationen hinweg im Vordergrund. Persönlicher Lebensentwurf und Bedürfnisse bestimmen daher auch die Anforderungen an Wohn- und Arbeitsstätten sowie an die Mobilität.
Nachhaltige Investitionen in unseren Heimmärkten
in EUR bn
Unsere Einschätzungen zu Marktumfeld und Prognose basieren auf den Daten und Erkenntnissen von Euroconstruct.
Den Daten unterliegen die Segmente des Bausektors, die Euroconstruct wie folgt definiert.
− Residential: feste Wohnsitze und Zweitwohnsitze im Besitz von Haushalten
− Non-Residential: alle Gebäude, die nicht als Wohnstätten gedacht sind; dazu zählen auch Gebäude mit gewerblichem Zweck,
die zeitlich begrenzt zum Wohnen genutzt werden, z.B. Hotels, Pflegeeinrichtungen, etc.
− Civil Engineering: Transport- sowie Versorgungsinfrastruktur