«Wir fördern den Holzbau in Winterthur gezielt»
Frau Meier, in Winterthur wird heute überdurchschnittlich viel mit Holz gebaut. Wird Ihre Stadt zur Holzbauhochburg?
Der Holzbau in Winterthur hat tatsächlich eine gewisse Eigendynamik angenommen. Gerade Projekte wie etwa das Mehrgenerationenhaus Giesserei in Neuhegi oder das Haus Krokodil in der Lokstadt, die auch überregional zur Kenntnis genommen wurden, beflügeln und stecken an. Diese modernen Holzbauten haben definitiv den Blickwinkel verändert: Zum einen haben sie nichts mehr mit urchigen Bergchalets gemein, zum anderen zeigen sie auf, dass sie traditionellen Bauten qualitativ mindestens ebenbürtig sind. Und dann ist da natürlich noch der Nachhaltigkeitsaspekt.
Die Winterthurerinnen und Winterthurer scheinen tatsächlich sehr umweltbewusst zu sein.
Das würde ich so unterschreiben. So sehen wir in Abstimmungen sehr häufig umweltfreundliche Ergebnisse. Schon vor rund sieben Jahren hat sich die Bevölkerung an der Urne auch für das Ziel einer 2000-Watt-Gesellschaft ausgesprochen. Als Energiestadt Gold und mit unserer fortschrittlichen Energie- und Klimapolitik sind wir hier zwar weitgehend auf Kurs, dennoch dürfen wir die Ziele nicht aus den Augen verlieren.
Ist eine 2000-Watt-Gesellschaft ohne Holzbau überhaupt möglich?
Ich glaube, ohne eine Bauweise in Holz sind die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft schwierig bis gar nicht zu erreichen. Deshalb versuchen wir auch, den Holzbau in Winterthur gezielt zu fördern, indem wir entsprechende Anreize für die Bauherrschaft setzen.
Wie gelingt Ihnen das konkret?
Unser wirkungsvollstes Instrument hierfür sind Gestaltungspläne. Und weil in der Stadt aktuell sehr grosse Flächen bebaut werden, können wir über sie auch viel für die Umwelt erreichen. Salopp gesagt können wir Deals mit den Bauherren eingehen. Die Gestaltungspläne ermöglichen gewisse Abweichungen vom Regelbau, beispielsweise ein dichteres oder höheres Bauen. Im Gegenzug verpflichtet sich die Bauherrschaft etwa zur Gestaltung von Aussenräumen, einem Verkehrskonzept oder eben dem Bauen nach den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft. Hier kommt dann häufig der Holzbau ins Spiel.
Wird sich der Trend zu Holzbauten in Winterthur also weiter fortsetzen?
Davon bin ich überzeugt. Das können wir allein schon an der steigenden Anzahl an Baugesuchen ablesen, die eine Holzbauweise berücksichtigen. Mein Wunsch wäre aber, dass Holz endlich auch bei städtischen Bauprojekten zum Einsatz kommt. Bis auf ein sehr überschaubares Projekt in Wülflingen hat sich das aber noch nicht ergeben.
Das heisst, Sie haben auch persönlich eine Affinität zu Holz?
Intuitiv empfinde ich Holz als ein sehr ansprechendes, gemütliches Material. Selbst bei sehr modernen, funktionalen Bauten bleiben die Wärme und der Charme bestehen. Auf der anderen Seite ist Holz natürlich ein zukunftsweisender Baustoff, den wir unbedingt nutzen sollten, wenn wir die Klimaziele effizient erreichen wollen.
Zur Person
Christa Meier (46) ist seit Juni 2018 Winterthurer Stadträtin und Vorsteherin des Departements Bau. Davor war die SP-Politikerin zehn Jahre Gemeinderätin, davon fünf Jahre in der Bau- und Betriebskommission.