Gesellschaftliches Engagement und Compliance
Inhalt
Verhaltenskodex
GRI 102-16
Im Code of Conduct hat Implenia seine Grundwerte als verantwortungsvoll handelndes Unternehmen festgehalten: Exzellenz, Kollaboration, Agilität, Integrität und Nachhaltigkeit. Der Kodex regelt das Verhältnis der Mitarbeitenden untereinander sowie die Haltung gegenüber Geschäftspartnern, Behörden und der Umwelt.
Der Code of Conduct bildet einen integralen Bestandteil der Arbeitsverträge und ist somit für das Personal bindend. Sämtliche neu eintretenden Mitarbeitenden absolvieren ein E-Learning-Programm oder eine Präsenzschulung, die ihnen die Inhalte des Kodex vermitteln. Auch langjährige Mitarbeitende erhalten regelmässig interne Schulungen zum Inhalt des Code of Conduct.
GRI 102-17
Jede Ländergesellschaft ernannte einen Country Compliance Officer. Diese oder dieser steht als erste Ansprechperson für Fragen zur Compliance zur Verfügung. Ausserdem können sich Mitarbeitende an den Compliance-Officer wenden, wenn sie Missstände vermuten oder feststellen. Beobachtungen können aber auch anonym und direkt an die Compliance-Abteilung gemeldet werden. Dabei ist der Schutz der Hinweisgebenden ebenso gewährleistet wie eine umfassende und neutrale Untersuchung des gemeldeten Sachverhalts (siehe auch unten).
Mitte 2020 passte Implenia seine Compliance-Organisation an die sich nun auch mit dem Thema Datenschutz befasst. Zudem fungieren die Country Heads Legal der einzelnen Länder auch als Compliance und Data Protection Officers. Eine Ausnahme bildet Deutschland, wo der Datenschutz von der zuständigen Datenschutzbeauftragten abgedeckt wird. Unterstützt werden die Country Heads Legal von lokalen Vertreterinnen und Vertretern aus HR und Finance, um noch zielgerichteter auf die Anliegen und Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingehen zu können. Als Chief Compliance Officer ist German Grüninger eingesetzt, der diesen Verantwortungsbereich als Mitglied im Implenia Executive Committee vertritt.
Menschenrechte
GRI 102-12
Bei seiner Geschäftstätigkeit befolgt Implenia strikt die allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen sowie die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK). Das Unternehmen anerkennt diese vollumfänglich als Kern seiner Governance-Strukturen und Richtlinien.
Die folgenden Menschenrechte sind für die Baubranche und für Implenia als wichtigen Arbeitgeber besonders bedeutend:
- Art. 3: Gleichberechtigung von Mann und Frau
- Art. 6/7: Recht auf Arbeit und angemessene Entlohnung
- Art. 8: Recht auf Gründung von Gewerkschaften
- Art. 9: Recht auf soziale Sicherheit
- Art. 10: Schutz von Familien, Schwangeren, Müttern und Kindern
- Art. 11: Recht auf einen angemessenen Lebensstandard, einschliesslich angemessener Nahrung, Bekleidung und Wohnung
- Art. 12: Recht auf das erreichbare Höchstmass an körperlicher und geistiger Gesundheit
In den europäischen Heimmärkten bilden die Menschenrechte die Basis der nationalen Gesetzgebung. Damit sind sie selbstverständlich Kernbestandteil der geltenden Arbeitsanforderungen und -prozesse von Implenia.
Viele Baumaterialien und -produkte gelangen indes über globale Herstellungsprozesse und Lieferketten in ihre Bestimmungsländer. Implenia unternimmt erhebliche Anstrengungen, um bei der Beschaffung Menschrechtsverletzungen wie Kinderarbeit, lebens- und gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen oder grobe Umweltvergehen auszuschliessen.
So baute Implenia 2014 ein Lieferantenmanagement auf, das für Transparenz sorgt und Verstösse gegen die Menschenrechte aufdecken soll. Insbesondere die direkten Zulieferer unterziehen sich einer regelmässigen Bewertung. Bei Rahmenvertragspartnern geht Implenia sogar noch einen Schritt weiter, indem diese aufgefordert werden, von ihren Subunternehmen dieselben sozialen und ökologischen Qualitätsmassstäbe einzufordern.
Je länger Lieferketten sind, desto schwieriger ist es für ein Unternehmen, die Einhaltung der Menschenrechte zu überprüfen. Implenia möchte sich deshalb vermehrt bei der Ausarbeitung von Branchenstandards einbringen, um generell mehr Transparenz in der Lieferkette von Baustoffen zu ermöglichen.
Bekämpfung von Korruption
In der Baubranche herrscht eine starke Konkurrenz. Implenia trägt diesen Wettbewerb mit fairen Mitteln aus und verfolgt eine Null-Toleranz-Politik bei wettbewerbswidrigem Verhalten. Das Unternehmen hält sich streng an sämtliche nationalen und internationalen Kartell- und Wettbewerbsvorschriften und lehnt jegliche Form von Bestechung und Korruption ab.
Implenia überprüft bei jedem Projekt, ob die internen und externen Vorgaben für einen lauteren Wettbewerb erfüllt sind. Zusätzlich gilt das Vier-Augen-Prinzip, um Korruption zu verhindern. Im Rahmen der ordentlichen Geschäftsprüfung überprüfen Revisoren die Bücher regelmässig auf entsprechende Verdachtsmomente.
Um seine Mitarbeitenden besser mit dem Kartellrecht vertraut zu machen und sie vor Verstössen zu schützen, stellte Implenia eine gruppenweite Wettbewerbsrichtlinie auf. Ihre Anweisungen sind unmissverständlich. Beispielsweise verbietet die Richtlinie alle Formen von Absprachen, die das Wettbewerbsrecht verletzen könnten, und sie zeigt auf, wie sich die Mitarbeitenden korrekt verhalten.
Eine zusätzliche Konzern-Integritätsrichtlinie konkretisiert die Grundsätze des Code of Conduct bezüglich Korruption und Bestechung. Sie enthält verbindliche Verhaltenspflichten, die für die Prävention und die aktive Bekämpfung von Korruptionspraktiken und Bestechungsversuchen zu befolgen sind. Implenia erwartet von seinen Mitarbeitenden, dass sie sich strikt an die Gesetze und Richtlinien halten.
Die Integritätsrichtlinie enthält beispielsweise konkrete Vorgaben zur Annahme oder Vergabe persönlicher Zuwendungen. So wurden länderspezifische Schwellenwerte festgesetzt, ab welchen Geldwerten persönliche Zuwendungen genehmigungspflichtig, respektive nicht erlaubt, sind.
Fragen zur Compliance erörtert Implenia mit seinen Mitarbeitenden nicht bloss einmal, wenn sie ins Unternehmen eintreten. Während ihrer gesamten Karriere werden sie wiederholt zu Compliance-Schulungen aufgeboten. Auf diese Weise erreicht Implenia ein vertieftes Bewusstsein und Verständnis der Mitarbeitenden für dieses Thema.
Zur Sensibilisierung spricht Implenia auch in der Mitarbeitenden-Kommunikation wichtige Aspekte regelmässig an, etwa im Zusammenhang mit laufenden Verfahren in der Branche. Das Mitarbeitermagazin «Impact» schildert zudem wiederkehrend beispielhafte Alltagssituationen, die aufzeigen, wo zulässige Geschäftspraktiken aufhören und wo illegales Verhalten wie Bestechung oder Korruption anfängt. Schliesslich werden spezifische Themen – beispielsweise die Verhaltensregeln bei Sitzungen – kurz und knapp in Form von Pocket Cards abgegeben.
Verstösse gegen das Wettbewerbsrecht
GRI 205-3
Falls Implenia in Untersuchungen oder Verfahren im Rahmen des Wettbewerbsrechts einbezogen wird, kooperiert das Unternehmen mit den Behörden und informiert transparent über die Sachverhalte. In den vergangenen Jahren kam es zu folgenden Vorfällen:
2013 eröffnete die schweizerische Wettbewerbskommission eine Untersuchung gegen acht Strassen- und Tiefbauunternehmen in den Bezirken See-Gaster (SG) und Höfe (SZ). Implenia, respektive die frühere Batigroup AG, war eines dieser Unternehmen. Im Raum standen Absprachen bei der Vergabe von öffentlichen und privaten Strassen- und Tiefbauprojekten in den Jahren 2002 bis 2009. Das Verfahren wurde 2016 abgeschlossen. Implenia kooperierte vollumfänglich mit der Wettbewerbskommission und trug damit zur Aufklärung weiterer Preis- und Gebietsabsprachen bei. Deshalb sahen die Behörden von einer Sanktionierung ab.
In den Jahren 2010 und 2016 führte die Wettbewerbskommission ein Untersuchungsverfahren im Kanton Graubünden. Untersucht wurden auch hier Anhaltspunkte über unzulässige Wettbewerbsabsprachen im Markt für Strassenbau sowie im Hoch- und Tiefbau in den Jahren vor 2010. Ende 2017 schloss die Wettbewerbskommission sechs Untersuchungen über einzelne Submissionsabsprachen im Engadin ab. Implenia war im Fall von zwei Ausschreibungen von privaten Auftraggebern beteiligt. Im August 2019 beendete die Wettbewerbskommission die letzte Untersuchung. Die Implenia Schweiz AG kooperierte während des gesamten Verfahrens vollumfänglich mit der Wettbewerbskommission und trug damit zur Aufklärung weiterer Preis- und Gebietsabsprachen bei, weshalb von der Verhängung einer Busse abgesehen wurde.
2016 belegte die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde mehrere Unternehmen wegen Preisabsprachen im Markt für Trockenbau mit einer Geldstrafe. Betroffen war unter anderem die Tüchler Ausbau GmbH – eine damalige Konzerngesellschaft von Implenia. Implenia zog umgehend Konsequenzen und trennte sich vom verantwortlichen Geschäftsführer.
2017 eröffnete die Zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption Wien eine Untersuchung gegen die Implenia Baugesellschaft GmbH wegen Verdachts auf Submissionsabsprachen. Die Untersuchung ist noch im Gange. Die untersuchten Sachverhalte gehen auf die Jahre 2008 bis 2012 zurück, also auf eine Zeit vor der Übernahme der ehemaligen Bilfinger Gesellschaft durch Implenia im Jahr 2014.
Zusammenarbeit mit Hochschulen
Um den Wissenstransfer zwischen Forschung und Wirtschaft zu verstärken und um Fachkräfte zu fördern, arbeitet Implenia seit einigen Jahren verstärkt mit Hochschulen zusammen. In der Schweiz unterstützt das Unternehmen beispielsweise das «Excellence Scholarship & Opportunity Programme» der ETH Zürich mit einem jährlichen Beitrag. Seit Anfang 2016 fördert Implenia zudem als Industriepartner die Assistenzprofessur für innovatives und industrialisiertes Bauen unter der Leitung von Prof. Dr. Daniel Hall. Diese Kooperation hat zum Ziel, das Know-how in den Bauwissenschaften weiterzuentwickeln. Wechselseitiger Wissenstransfer zwischen Theorie und Praxis, gemeinsame Projekte und Arbeiten sowie der ständige, themen- und fachübergreifende Austausch zeichnen die enge Partnerschaft aus.
Auch mit der EPFL in Lausanne pflegt Implenia enge Beziehungen. Implenia bietet den Studierenden der Hochschule für Architektur, Bauwesen und Umweltwissenschaften (ENAC) jedes Jahr mehrere Semesterthemen in Form von Entwurfsprojekten an, arbeitet mit den Labors bei Forschungs- und Entwicklungsthemen zusammen und stellt auch Praktikantinnen und Praktikanten am Ende des Erststudiums (Bachelor oder Master) ein.
Seit 2019 treffen sich der Präsident der EPFL und die Konzernleitung von Implenia regelmässig, um eine Strategie für die institutionelle Annäherung der beiden Organisationen festzulegen. Ziel ist es, die jeweiligen Bedürfnisse zu ermitteln sowie die spezifischen Fähigkeiten beider Partner einzubringen. Im November 2020 organisierte Implenia zusammen mit der EPFL einen sogenannten Hackathon (LauzHack), um zusammen mit 300 Studierenden neue digitale Lösungen zur Frage «Wie retten wir Leben auf Baustellen?» zu entwickeln.
In Deutschland vergrössert Implenia seit 2016 kontinuierlich sein Partner-Universitäten-Netzwerk und arbeitet derzeit mit acht Hochschulen eng zusammen. So unterstützt Implenia zum Beispiel Forschungsprojekte an der TU Darmstadt, begleitet Abschlussarbeiten an der RWTH Aachen, hält Vorlesungen an der HS Biberach oder vergibt Stipendien an der TU Dortmund.
Implenia ist stolz auf sein breites universitäres Netzwerk sowie sein mehrjähriges Engagement in Lehre und Forschung, das sich immer wieder in Form von Wissensaustausch, gemeinsamen Initiativen und Projekten, lehrreichen Masterarbeiten und Anstellungen von Studienabgängerinnen und -abgängern auszahlt.
Soziales Engagement und Sponsoring
Seine führende Position als Bau- und Immobiliendienstleister in der Schweiz verpflichtet Implenia dazu, einen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung zu leisten. Das Unternehmen engagiert sich über die Immobilien- und Baubranche hinaus – mit einem Fokus auf die Bereiche Kultur, Innovation und Bildung sowie auf Institutionen im sozialen Bereich. Nachhaltigkeit und partnerschaftliche Beziehungen bilden dabei die Basis jedes Engagements.
Eine langjährige Partnerschaft verbindet Implenia beispielsweise mit dem Verein «Smiling Gecko»: einem Hilfsprojekt, welches sich mit ökonomisch und ökologisch nachhaltigen Projekten dafür einsetzt, die Lebensumstände der ländlichen Bevölkerung in Kambodscha zu verbessern. In einem Turnus von drei Monaten unterstützen Mitarbeitende aus unterschiedlichen Bereichen von Implenia die Menschen vor Ort mit ihrer Expertise und packen bei Bau- und Infrastrukturprojekten tatkräftig mit an.
Im kulturellen Bereich hat Implenia mit dem «YOUNG STAGE Circus Festival» einen Partner gefunden, der sich für die Nachwuchsförderung von Artisten engagiert. Die Mission der Organisation ist es, talentierten jungen Artisten aus der ganzen Welt eine Plattform und eine Jobbörse zu bieten, den zeitgenössischen Zirkus generell zu fördern, Netzwerke zu ermöglichen und Kinder und Jugendliche zu inspirieren. Das «YOUNG STAGE Circus Festival» ist das grösste seiner Art der Schweiz und gehört in der Branche zu den bedeutendsten der Welt.
Implenia bietet auch Hand für die Arbeitsintegration benachteiligter Menschen. So ging das Unternehmen 2017 eine Partnerschaft mit der Stadt Stockholm ein, um für schwer vermittelbare Personen einen Arbeitsplatz zu finden. Es handelt sich zumeist um Studierende, Geflüchtete oder Arbeitslose, denen der Sprung ins Berufsleben bisher verwehrt geblieben ist. Inzwischen konnte Implenia neun Personen eine Arbeit anbieten.
Sowohl beim Sponsoring als auch bei Spenden hält das Unternehmen hohe ethische Standards ein. Die Wettbewerbsrichtlinie hält fest, dass die Unterstützung politischer Organisationen oder einzelner Politikerinnen und Politiker ausschliesslich offen und im gesetzlichen Rahmen erfolgen darf. Auch Zuwendungen an andere Organisationen müssen transparent sein und dürfen nicht das Ziel verfolgen, deren Entscheidungen zu beeinflussen.
Engagement für eine Grüne Wirtschaft
Der Begriff «Grüne Wirtschaft» steht für eine Wirtschaftsweise, die mit Energie und Rohstoffen haushälterisch umgeht. In zahlreichen Ländern sowie auf internationaler Ebene laufen verschiedene Initiativen in diesem Bereich.
Die Baubranche ist noch weit davon entfernt, «grün» zu sein. Um jedoch den Prozess dahin zu beschleunigen, gründete die SINTEF in Norwegen das Netzwerk «Green Construction Sector». Die SINTEF ist eine der grössten unabhängigen Forschungsorganisationen Europas. Implenia trat dem Netzwerk 2017 bei und nimmt seither an regelmässigen Treffen teil. Das Netzwerk fördert eine enge Zusammenarbeit zwischen seinen Mitgliedern sowie Innovationen für eine nachhaltige Entwicklung.
Seit Januar 2020 beteiligt sich Implenia Schweden an der nationalen Initiative «Fossil Free Sweden» und arbeitet an deren Klima-Roadmap für den Hoch- und Tiefbausektor mit. Initiative und Roadmap streben eine klimaneutrale Wertschöpfungskette im Hoch- und Tiefbau an – mit dem langfristigen Ziel, bis ins Jahr 2045 keine Treibhausgasemissionen mehr zu verursachen.
In der Schweiz wirkt Implenia in wichtigen Branchenverbänden wie «swisscleantech» und «öbu» mit, die für eine nachhaltige Wirtschaftspolitik eintreten. CEO André Wyss setzte sich im Rahmen der Kampagne CEO4Climate persönlich für ein wirksames Schweizer CO2-Gesetz ein. Die im Herbst 2020 vom Parlament verabschiedete Vorlage steht für einen ambitionierten Klimaschutz und eine Schweizer Klimapolitik, die mit dem Pariser Abkommen in Einklang steht.