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Nachhaltig bauen mit Holz

Der Holzbau boomt in der Schweiz. Dank moderner Fertigungstechniken und ökologischer Vorzüge entstanden in den letzten Jahren auch grosse Gebäude aus Holz oder in gemischter Bauweise. An vorderster Front baut Implenia mit dem natürlichen Bau­material, unter anderem in der nachhaltigen Siedlung Neugrüen in Mellingen.

Was haben das spektakuläre neue Elefantenhaus des Zoos Zürich und die grösste ökologische Wohnsiedlung der Schweiz in Mellingen gemeinsam? Richtig: Holz spielte bei beiden architektonischen Meilensteinen eine – im wahrsten Sinne des Wortes – tragende Rolle. Das Dach, das sich mit einem Durchmesser von 86 Metern freitragend über der Dickhäuter-Residenz wölbt, besteht aus einem gewaltigen Holzflächentragwerk, das aus Tausenden von unterschiedlichen Einzelteilen zusammengefügt wurde. Im Fall der nachhaltigen Siedlung einer Anlagegruppe der Credit Suisse Anlagestiftung steckt der ökologische Baustoff in der Holzrahmenkonstruktion der Fassade und in den Geschossdecken aus Brettstapel­elementen. Ausserdem bestehen die markanten Fassaden aus grossen Schindeln aus vorvergrautem Fichtenholz.

Gemeinsam ist beiden Projekten auch, dass sie höchst anspruchsvoll zu bauen waren und dennoch von Implenia termingerecht abgeschlossen wurden. Im Oktober 2012 fand die Aufrichte des ersten Reihenhauses in Mellingen statt. Inzwischen ist die gesamte Siedlung, die rund 400 Menschen ein Zuhause bietet, komplett fertiggestellt: Die frisch angelegten Wiesen und Sträucher spriessen auf den Freiflächen und die ersten Mieterinnen und Mieter sind eingezogen. Auf gut drei Hektaren Land hat Implenia einen naturnahen Lebensraum mit ruhigem, fast dörflichem Charakter geschaffen. Das Unternehmen setzte dabei mehrere Nachhaltigkeitsstandards um (siehe rechte Spalte). Die Siedlung im Kanton Aargau versorgt sich beispielsweise vollständig selber mit Wärme. Den Strom für die Wärmepumpen erzeugen 1800 Solar­module auf 15 Hausdächern.

Grossen Wert legten die Macher von Neugrüen nicht nur auf die ökologischen, sondern auch auf die sozialen Aspekte: Die Gebäude sind so angelegt, dass die Menschen, die hier wohnen, gut zusammenleben können. Entstanden ist eine verwobene Struktur von Reihenhäusern und Etagenwohnungsbauten – ein dichtes Netz von Wegen, privaten Gärten, Begegnungsflächen und Plätzen. Es ist eine ideale Langsamverkehrssiedlung, wo Autos zwar dazugehören, aber nicht stören. «Es war nicht immer einfach, all die hohen Ansprüche in Bezug auf die verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit unter einen Hut zu bringen», resümiert Implenia Projektleiter Alexander Arnold. Insbesondere die Bautechnik und Logistik erwiesen sich als herausfordernd. «Als Gesamtdienstleisterin war Implenia jedoch in der Lage, effektiv zu koordinieren, integrierte Lösungen anzubieten und sie wirtschaftlich zu realisieren.»

In Mellingen wurden Massivbaustoffe und Holz clever kombiniert. «Treppenhäuser und Liftschächte bestehen aus Beton», erklärt Arnold. So lassen sich Brandschutz und Erdbebensicherheit gewährleisten. Die Decken bestehen meist aus Brettstapelelementen. Darüber wurde Beton gegossen, um eine gute Trittschalldämmung des Bodens zu erreichen. Obwohl auch die Wände aus Holz aufgebaut sind, kommt in den Räumen keine Hüttenstimmung auf, denn die Wände sind mit weiss verputzten Gipsplatten verkleidet. Holz ist nur aussen an den Gebäuden erkennbar.

Auch wenn die Schindelfassaden der Neugrüen-Siedlung entfernt an ein Bergdorf erinnern, hat der moderne Holzbau mit einem traditionellen Chaletstil wenig gemein. Die Produktion war mit einer digitalisierten Fertigungskette hoch rationalisiert. Die Holzrahmenelemente wurden vom Implenia Holzbau in der Nähe von Zürich aufgebaut und je nach Bestimmung bereits in der Werkhalle mit Isolation oder mit Kabelrohren, Steckdosen und Gipsplatten versehen. Auf der Baustelle in Mellingen wurden die Elemente bloss noch zusammengefügt und verbunden. «Dank dieser Systembautechnik war es möglich, ein Mehrfamilienhaus innerhalb von nur 14 Tagen zu errichten», sagt Alexander Arnold.

Das Holz stammt ursprünglich aus dem Klettgau, der Grenzregion zwischen der Schweiz und Deutschland. Am Standort Rümlang des Implenia Holzbaus fräste und sägte eine computergesteuerte CNC-Maschine die rohen Balken und Platten in die gewünschte Form. Am Standort Schwerzenbach wurden die Teile wie bei einem überdimensionalen Puzzle zusammengefügt. Jedes Element wird gemäss Plan individuell aufgebaut und kann bis 14 Meter Länge und 3,5 Meter Breite erreichen. Einen halben Tag etwa braucht ein Team von zwei Zimmerleuten, um ein Wand- oder Deckenelement fertigzustellen. Bei aller Schnelligkeit müssen sie exakt arbeiten, denn wenn die Teile später auf der Baustelle nicht zusammenpassen, ist zeitraubende Hand­arbeit nötig.

Die rationelle Produktion ist ein wichtiger Grund für den Boom des Holzbaus in der Schweiz. Seit wenigen Jahren dürfen Holzbauten bis sechs Geschosse und Holzfassaden bis acht Geschosse erreichen. Durch die neuen Brandschutzvorschriften 2015 werden die Anwendungsmöglichkeiten für den Holzbau nochmals deutlich erweitert. Dank dieser verbesserten Rahmenbedingungen ist dem nachwachsenden Baustoff bei Wohnsiedlungen und Bürobauten der Durchbruch gelungen. So stieg der Marktanteil der mit Holz erstellten Mehrfamilienhaus-Neubauten in der Schweiz innerhalb weniger Jahre von praktisch 0 auf rund 5 Prozent – das sind rund 300 Mehr­familienhäuser pro Jahr.

«Bei hohen ökologischen Anforderungen kommt man am Holzbau heute kaum vorbei», sagt Christian Kündig, Leiter des Implenia Holzbaus. Holz ist ein erneuerbarer Werkstoff, der bei der Herstellung und Entsorgung wenig Treibhausgas emittiert. Gebäude in Mischbauweise oder Holzbauweise verursachen daher bei der Erstellung 15 bis 30 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als konventionelle Massivbauten. Holz ist zudem frei von Schadstoffen und lokal in ausreichender Menge verfügbar. Deshalb spielt es für die Realisierung des ECO-Standards eine wichtige Rolle. Darüber hinaus lassen sich verbaute Holzteile problemlos zerlegen und entsorgen, wenn sie dereinst ihre Lebensdauer erreicht haben.

Bei diesen Vorteilen erstaunt es nicht, dass Holz über beste Zukunftsaussichten in der Bauwirtschaft verfügt. «Wir gehen davon aus, dass der Holzbau noch zulegen wird in den nächsten Jahren», meint Kündig. Auch die Kosten dürften diesen Trend nicht aufhalten: «Durch frühzeitiges Festlegen der Bauweise fallen gegenüber dem Massivbau minimale Mehrkosten an.» Wenn das Holz richtig eingesetzt und sorgfältig verarbeitet wurde, zeigt sich der natürliche Baustoff ausserdem sehr beständig gegen Verwitterung. Die Freude an einem Holzbau hält lang an.

IMPLENIA HOLZBAU

UMWELTASPEKTE IN NEUGRÜEN