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Eine Brücke für die Kreislaufwirtschaft

Recycling liegt im Trend. Dass jedoch nicht nur einzelne Materialien und Teile, sondern fast ein komplettes Bauwerk einem neuen Verwendungszweck zugeführt wird, ist eher aussergewöhnlich. Implenia hat genau dies getan und gemeinsam mit Partnerfirmen eine ausgediente Brücke in Norwegen an einem Ort demontiert und woanders wieder aufgebaut.

Im norwegischen Sandvika bei Oslo ist derzeit das Konsortium IMIS der beiden Firmen Implenia und Isachsen dabei, einen Abschnitt der Autobahn E16 zu erneuern. Zum Auftrag gehört auch der Abriss und Neubau von fünf Brücken. Mitten in den Bauarbeiten erhielt IMIS-Projektleiter Ronny Abelsen einen unerwarteten Anruf. Am anderen Ende der Leitung: Kent-Johnny Rodegård, dessen Familienunternehmen Brødrene Rodegård AS gerade eine Kreisstrasse im über hundert Kilometer entfernten Nesbyen ausbaut.

Rodegård ist überzeugt, dass es in der Bauindustrie ein viel grösseres Potenzial für die Wiederverwendung gibt, als zurzeit genutzt wird. Dies brachte ihn auf die Idee, anzufragen, ob eine der ausgedienten Brücken von Sandvika nach Nesbyen versetzt werden könnte. Bei IMIS-Projektleiter Ronny Abelsen stiess die Idee auf offene Ohren: «Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil von allem, was wir tun. Schon vor ein paar Jahren boten wir eine ähnliche Betonbrücke erfolglos auf der Plattform finn.no an. Umso mehr freute uns diese Anfrage.»

Kurze Zeit später wurde eine der beiden ehemaligen Birkheim-Brücken, rund 200 Tonnen schwer, in transportierbare Elemente zerlegt und auf der Strasse an ihren neuen Einsatzort gebracht. «Die Brückenelemente waren so gut wie neu. Es drängte sich auf, sie wiederzuverwenden. Eine klare Win-Win-Situation», freut sich Kent-Johnny Rodegård. Derzeit arbeitet die Gemeinde an den notwendigen Genehmigungen, bevor die Brücke voraussichtlich im Herbst wieder aufgebaut wird.

Das pragmatische Vorgehen von IMIS und Rodegård zeigt eindrücklich, wie Kreislaufwirtschaft in der Praxis funktionieren kann. In vielen Fällen ist eine Wiederverwertung sogar rentabel. Das bestärkt Implenia in seiner Haltung, dass nachhaltige Geschäftsmodelle eine Chance darstellen.

Auch die norwegische Strassenverwaltung als oberste Bauherrschaft des E16-Projektes ist begeistert. Die Behörde hat sich zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen ihrer Bauwerke bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Ein grosser Teil der Emissionen fällt bei der Herstellung der Baumaterialien an, zum Beispiel in den Zementöfen. Daher kann die Wiederverwendung von ganzen Bauteilen das Klima enorm entlasten.