Für einen funktionierenden Wohnungsmarkt – auch in Zukunft
Wohnungsknappheit
Ein funktionierender Wohnungsmarkt ist im Interesse aller. Voraussetzung dafür ist ein konstruktives Miteinander zwischen Investoren, Entwicklern, Baudienstleistern, Politik und Behörden, Nutzern und Anwohnern. Um langwierige Bewilligungsprozesse zu beschleunigen, braucht es Partizipation, Offenheit und den Blick aufs grosse Ganze. Dafür setzt sich Implenia aktiv ein.
Die Volkswirtschaft, 6. Mai 2024
«Tiefere Bewilligungszahlen im Wohnungsbau führen automatisch zu tieferer Bautätigkeit.»
Sind Einsprachen grundsätzlich ein Problem für Sie?
Grundsätzlich gehören Mitspracherechte zum politischen System der Schweiz, und das ist auch gut so. Jedoch sollte es nicht möglich sein, in mehreren Projektierungsphasen Einsprache zu erheben. Das verlängert den Prozess unnötig. Bei unserem Projekt Tivoli in Neuenburg, wo wir eine Industriebrache der ehemaligen Schokoladenfabrik Suchard transformieren wollen, dauerte der Weg zum Gestaltungsplan über mehrere Instanzen circa zehn Jahre. Das ist Verhinderungspolitik, die auch von Partikularinteressen geprägt ist. Allerdings gibt es auch Gegenbeispiele: Bei unserem Lokstadt-Areal in Winterthur wurde der Gestaltungsplan mit über 60 Prozent Zustimmung vom Volk genehmigt. Man hatte das Projekt durch partizipatives Vorgehen gut in der Bevölkerung und den Behörden abgestützt.
Der Schweizerische Baumeisterverband erwartet auch für 2024 keine Zunahme beim Wohnungsbau. Sehen Sie das ebenso?
Tiefere Bewilligungszahlen im Wohnungsbau führen automatisch zu tieferer Bautätigkeit. Dieser Trend hält seit fünf Jahren an. Auch von den bewilligten Projekten werden nicht alle gebaut, weil zum Teil die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben ist. Überhöhte Forderungen nach gemeinnützigem Wohnraum werden den Wohnungsbau weiter bremsen. Ein funktionierender Wohnungsmarkt braucht eine Ausgewogenheit zwischen Angebot und Nachfrage. Dies erreichen wir nicht durch mehr Regulierung.
Beim Neubau von Wohnungen sieht es besonders in Deutschland düster aus. Wie unterscheidet sich der deutsche vom schweizerischen Markt?
Der Immobilienmarkt in der Schweiz ist beständiger und kennt weniger Überhitzung und darauffolgende starke Korrekturen. In Deutschland hingegen sind die Immobilienpreise stark gestiegen und nun stark eingebrochen. Das liegt nicht zuletzt an den unterschiedlichen Finanzierungsvorgaben. Diese Marktlage bietet für Firmen wie uns aber auch Chancen.
Kurt Rossi im Interview mit Adrian Wyss, Head Division Real Estate, für das NZZ Yearbook Real Estate 2023
«Ein funktionierender Wohnungsmarkt entsteht im Dialog»
Adrian Wyss, gibt es in der Schweiz genügend Wohnraum, oder haben wir tatsächlich eine Wohnungsnot? Die Meinungen scheinen auseinanderzugehen.
Adrian Wyss: Bevölkerungswachstum und Urbanisierung sind Realität, der Platz in den Zentren ist jedoch beschränkt. Niemand will mehr Zersiedelung, gleichzeitig aber auch keine Verdichtung «im eigenen Garten». Zudem wurden Bewilligungsverfahren in den letzten Jahren aufwändiger und dauern länger. Es wird schwieriger, am richtigen Ort passenden Wohnraum zu schaffen, und das spüren die Menschen, vor allem in den Städten. Von einer Wohnungsnot zu sprechen, halten wir aber für übertrieben.
Wer muss sich der Sache annehmen? Die Politik?
Nicht nur die Politik, sondern alle Anspruchsgruppen gemeinsam. Die Fronten dürfen sich nicht verhärten. Wenn wir eine lebenswerte Schweiz wollen, müssen alle am selben Strang ziehen. Natürlich haben Investoren oder Entwickler einen anderen Blick auf diese Themen als etwa Anwohner. Dennoch bin ich überzeugt, dass im Kern alle dasselbe möchten: einen nachhaltig funktionierenden Wohnungsmarkt. Das heisst auch, Einzelinteressen von Zeit zu Zeit hintenanzustellen und Kompromisse zu finden. Damit fuhr die Schweiz bisher ganz gut.
Was heisst das?
Die Ausgangslage ist unbestritten: Wir brauchen mehr Wohnraum in den Zentren und an zentrumsnahen, gut erschlossenen Lagen. Es braucht den Bedürfnissen der Menschen entsprechende Wohnungen am richtigen Ort. Bezüglich Wohnungstyp und Ort scheiden sich natürlich die Geister. Wir müssen einen Konsens finden, und dazu braucht es Kompromisse. Wir sehen, dass Partikularinteressen Unsicherheit in die Verfahren bringen. Mitspracherechte gehören zu unserer Gesellschaft, das darf und soll so sein. Dass aber in jeder Phase zu jedem Aspekt Rekurse möglich sind, führt zu Unklarheiten und wenig Verbindlichkeit. Das erschwert die Planbarkeit
und verzögert Projekte. Grosse Transformationen benötigen heute oft 20 bis 30 Jahre Vorlaufzeit. Ich bin überzeugt, dass es schneller gehen muss, um den Anforderungen unserer wachsenden Gesellschaft Rechnung zu tragen.
… und die Baubranche?
Ja, auch wir tragen Verantwortung. Investoren, Eigentümer und ihre Auftragnehmer müssen sich manchmal fragen, ob sie zu viel zu rasch verändern wollen, gerade in den Zentren. Ohne Dialog und Kompromissbereitschaft können wir dem Wachstumsdruck nicht begegnen. Wir sehen gelungene Beispiele partizipativer Verfahren, die von Anfang an alle Stakeholder involvieren. Sie schaffen gegenseitiges Verständnis und Vertrauen sowie Akzeptanz für alle Anliegen. Es braucht Flexibilität von allen Seiten. Und es muss nicht immer ein Neubau sein, auch Mikroverdichtungen helfen. Wir müssen einen intelligenten Umgang mit dem Bestand finden, der mehr Ausnutzung erlaubt. Günstiger Wohnraum kann auch aus Altbestand entstehen. Dabei spielen die Zonenpläne eine wichtige Rolle. Sie sind nicht mehr zeitgemäss. Es ist beispielsweise kaum möglich, ältere Büroliegenschaften in Wohnraum umzuwandeln.
Also braucht es möglichst viel Deregulierung?
Es ist durchaus sinnvoll, Leitplanken zu definieren, beispielsweise zu Qualitätssicherung, Nutzungsarten oder auch zu sozialem Wohnen. Für mich ist der angebliche «Kampf» der Anspruchsgruppen aber eine Polemik: Die Investoren, mit denen ich spreche, wollen von Anfang an Klarheit haben und verlässlich planen können. Wird etwa der Anteil an preisgünstigem Wohnen in den Grundstückskosten abgebildet, kann man ihn in die Gesamtwirtschaftlichkeit einkalkulieren. Nachträgliche Veränderungen der Spielregeln sind dagegen schlecht. Dass das nicht geht ohne Einbezug des öffentlichen Interesses, ist den Investoren bewusst. Aber die Verfahren sollten effizienter werden. Bei gewissen Auflagen wünschen wir uns mehr Flexibilität, zum Beispiel beim Lärmschutz. Ich bin überzeugt, dass wir Lösungen finden, die den Herausforderungen besser Rechnung tragen, Rechtssicherheit geben und Risiken für alle Beteiligten minimieren.
Wie engagiert sich Implenia?
Wir pflegen einen offenen und partnerschaftlichen Dialog mit Verbänden, Politik, Bevölkerung sowie auch mit Branchenkollegen und Kunden. Schliesslich wollen wir gemeinsam konkrete Lösungen erarbeiten, um nachhaltigen und bezahlbaren Wohnraum für künftige Generationen zu schaffen. Diese Verantwortung nehmen wir in unseren eigenen Immobilien- und Arealentwicklungen konsequent wahr, in dem wir auf partizipative Prozesse und ein aktives Stakeholdermanagement setzen.
«Das Gespräch» in der Handelszeitung, 14. September 2023
«Will man neue Wohngebiete erstellen oder bestehende verdichten, müssen die Bewilligungsverfahren kürzer, Raum- und Zonenpläne angepasst und die Attraktivität des Bauens erhöht werden.»
André Wyss, CEO
Real Estate Report, 14. September 2023
«Areal-Transformationen verlangen ein aktives Stakeholdermanagement»
Claudio Rudolf (Head Real Estate Management), Marc Lyon (Head Real Estate Development Switzerland) und Nicolas Fries (Circular Economy & Innovation Manager) über Wachstumsdruck und Nutzungskonflikte in der Verdichtung von Arealen und Quartieren, den Nutzen partizipativer Verfahren sowie den Stellenwert der Nachhaltigkeit in der Immobilienentwicklung.
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