Das Holzzeitalter ist zurück
Holz hat alles, was ein moderner Baustoff braucht. Das Naturprodukt sorgt nicht nur für eine Wohnatmosphäre, in der sich Menschen wie selbstverständlich wohlfühlen. Auch die bautechnischen Argumente sprechen für Holz. «Es ist leicht und verfügt über gute mechanische Eigenschaften. Zudem kann man Holz einfach verarbeiten», fasst Andrea Frangi, Dozent für Holzbau am Institut für Baustatik und Konstruktion an der ETH Zürich, die wichtigsten Vorteile zusammen. Hinzu kommt, dass Holz als schlechter Wärme- und Kälteleiter sozusagen von selbst für die Isolation sorgt.
Universell einsetzbar
Diese Vorzüge machen Holz zu einem universell einsetzbaren Baustoff: vom Tragwerk über die Gebäudehülle – sichtbar oder zur Dämmung in der Konstruktion integriert – bis hin zum Innenausbau.
Ideal im städtischen Umfeld
Voll zur Geltung kommen die bautechnischen Qualitäten beim Verdichten von Quartieren, wie Andrea Frangi erklärt: «Holz eignet sich einerseits für mehrgeschossige Neubauten. Andererseits ist es durch sein geringes Gewicht ideal für das Aufstocken bestehender Gebäude.» Darüber hinaus ist das Bauen mit Holz die perfekte Antwort auf die gerade im städtischen Umfeld stets laut werdende Forderung nach möglichst wenig Staub, Lärm und anderen Störungen während der Bauphase: Dank den vorgefertigten und kälteresistenten Bauelementen lassen sich mit Holz auch Grossbauten in kurzer Zeit und mit wenig Emissionen realisieren.
«Holz ist leicht und verfügt über gute mechanische Eigenschaften. Zudem kann man es einfach verarbeiten.»
Nachhaltig von A bis Z
Ein weiterer entscheidender Auslöser für das seit einigen Jahren zu beobachtende Revival des Holzbaus ist seine Energiebilanz. Kein anderer Rohstoff kann die Ansprüche an ein nachhaltiges Bauen so umfassend erfüllen wie Holz. Dies beginnt bereits bei dessen Gewinnung: Während die Herstellung anderer Baustoffe energieaufwändig ist und damit hohe CO2-Emissionen zur Folge hat, entziehen wachsende Bäume das problematische Gas aus der Atmosphäre. Und damit nicht genug: Weil sich Holz so einfach verarbeiten lässt, kann von der Vorproduktion über das Verbauen bis hin zum Abbruch eines Gebäudes noch einmal viel Energie eingespart werden.
Wie gemacht für die Digitalisierung
Je anspruchsvoller ein Bauprojekt ist, desto wichtiger wird die Planbarkeit. Deshalb werden immer mehr komplexe Projekte mithilfe digitaler Modelle geplant und realisiert: Bereits heute wickelt Implenia Hochbau- und Infrastruktur-Projekte mit einem Auftragsvolumen von mehr als einer Milliarde Franken unter dem Einsatz von BIM-Software (Building Information Modelling) ab. «Der Holz-Systembau mit 3D-CAD- und computergesteuerter Bearbeitung ist dafür wie gemacht», betont Andrea Frangi: «Er wird in der Digitalisierung des Baus sogar eine führende Rolle übernehmen.»
Prof. Dr. Andrea Frangi
Dozent für Holzbau am Institut für Baustatik und Konstruktion der ETH Zürich
Seit 2010 ist Andrea Frangi als Professor für Holzbau am Institut für Baustatik und Konstruktion der ETH Zürich tätig und arbeitet daran, dass der ingenieurtechnisch anspruchsvolle Rohstoff Holz sein grosses Potenzial noch besser ausschöpfen kann. Die Forschungsgebiete reichen von der Verbindungstechnik über die Materialeigenschaften bis zum Brandschutz. Konkret befasst sich seine Gruppe mit neuartigen Schrauben, Holz-Holz-Verbindungen, innovativen Bauteilen aus bestimmten Holzsorten und Kombinationen mit anderen Materialien wie Beton. Im Fokus steht dabei neben der technischen Innovation immer auch die Wirtschaftlichkeit. Im Bereich des Brandschutzes untersuchen die ETH-Forscher das Brandverhalten von unterschiedlichen Holzbauteilen. Ihre Erkenntnisse helfen mit, die Einsatzmöglichkeiten des Baustoffs gezielt zu erweitern.