250 000 Holzteile auf Kurs
Mit dem bisher grössten Holzbauprojekt der Schweiz setzen die Stadt Winterthur, Investorin Allianz Suisse und Grundeigentümerin Implenia gemeinsam ein Zeichen für die Nachhaltigkeit. «Wir arbeiten gemäss SIA Energie-Effizienzpfad 2040», erklärt Bauführer Adrian Ulrich. Die Messungen im Rohbau zeigten, dass der Minergie-A-Standard erfüllt werde. Das Projekt «sue&til» ist damit nicht nur bezüglich des Energieverbrauchs im Betrieb mit den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft kompatibel. Auch die Energiebilanz für die Gebäudeerstellung erfüllt dank dem Einsatz von Holz als Hauptbaustoff die strengen SIA-Vorgaben.
«Für die reibungslose Koordination zwischen Planung, Elementproduktion und Baustelle sorgt ein durchgängig digitalisierter Prozess.»
Jedes Teil nummeriert und verortet
Insgesamt werden bei «sue&til» rund 250 000 Holzteile verbaut. Für die reibungslose Koordination von der Planung über die Vorproduktion der Elemente bis hin zur Montage auf der Baustelle sorgt ein durchgängig digitalisierter Prozess. Die Baupläne werden dafür als 3D-Modell umgesetzt, das sämtliche Konstruktionsdetails für die Fertigung und den Einbau enthält. Jedes Stück ist nummeriert und alle benötigten Eigenschaften sind hinterlegt. So können die für die Produktion erforderlichen Materiallisten generiert, die entsprechenden Teile hergestellt und gemäss Terminprogramm pünktlich auf die Baustelle geliefert werden.
Nasszellen fertig angeliefert
Ein weiterer Vorteil des Elementbaus zeigt sich bei den Nasszellen. Alle Bäder und WCs werden fixfertig als Box mit sämtlichen Einbauten aus Italien angeliefert und per Kran von oben eingesetzt. Sie müssen danach nur noch sanitarisch und elektrisch angeschlossen werden. Das spart auf der Baustelle viel Zeit, weil keine Sanitäre, Plattenleger und Gipser koordiniert werden müssen.
Der richtige Einsatz garantiert den Brandschutz
Selbstverständlich erfüllt «sue&til» auch alle Bestimmungen im Bereich Brandschutz. Dies bestätigt ein zertifizierter Experte der Timbatec. Das Holz muss dafür nicht chemisch vorbehandelt werden. Entscheidend ist, dass es am jeweiligen Ort richtig eingesetzt wird. In den Treppenhäusern, die als Fluchtwege dienen, muss es beispielsweise mit Gips verkleidet werden, damit es gar nicht erst Feuer fangen kann.
Schallschutz im EMPA-Test
Um die Schalldämmungseigenschaften zu prüfen, wurde die Deckenkonstruktion bei der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) 1:1 nachgebaut. Die systematischen Messungen mit hochempfindlichen Mikrofonen haben gezeigt, dass der Holzbau alle Anforderungen an den Schallschutz problemlos erfüllt.
Pilotprojekt für «One Company»
Für Implenia ist «sue&til» auch ein Pilotprojekt für ihr «One Company»-Modell, welches die gruppenweite Zusammenarbeit in den Bauvorhaben von Beginn weg institutionalisiert. Weil alle beteiligten Geschäftseinheiten bereits in die Planung miteinbezogen sind, sinkt die Anzahl der nachträglichen Anpassungen und auch die Zusammenarbeit gestaltet sich wesentlich effizienter. «Jetzt können wir in kürzester Zeit internes Know-how, Maschinen und Geräte nutzen», erklärt Ulrich. Die Kunden profitieren dabei doppelt: Zum einen erhalten sie sämtliche Leistungen aus einer Hand. Zum anderen entstehen keine unnötigen Mehrkosten.
Interview mit Adrian Ulrich, Bauführer Holzbau
Herr Ulrich, warum bauen Sie gerne mit Holz?
Für mich ist Holz rein bautechnisch extrem attraktiv. Seine im Verhältnis zum Eigengewicht sehr hohe Tragkraft ermöglicht spektakuläre Architektur und die Erfüllung ausgefallener Bauherrenwünsche. Der hohe Vorfertigungsgrad und die Planungsmöglichkeiten machen das Bauen rationell und wirtschaftlich.
Wie reagieren Sie im Holzbau auf Regen und Schnee?
Schnee lässt sich schnell wegschaufeln und auch kleinere Regengüsse können der Konstruktion nichts anhaben. Damit auch bei stärkeren Niederschlägen kein Wasser in die Elemente eindringt, haben wir für «sue&til» Notdächer erstellt, die wir im Bedarfsfall rasch über die offenen Geschosse legen können.
Was sind Ihre persönlichen Highlights im Projekt «sue&til»?
Immer wenn wir wieder eine neue Etappe aufgerichtet haben oder eine Fassade fertig ist. Besonders geblieben sind mir die staunenden Gesichter einer Delegation österreichischer Zimmermeister während einer Führung im letzten November. Sie haben mir gezeigt, dass wir etwas Besonderes leisten.
Was bedeutet für Sie der Baustoff Holz?
Ich bin auf dem Land aufgewachsen und habe schon als Junge erfahren, dass man mit Holz nicht nur Feuer macht. Wir bauten damit Flosse, Baumhäuser und Spielgeräte. Diese Faszination hält bis heute an.