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Solarstrom für das Green Village

In Genf entwickelt Implenia ein nachhaltiges Büroprojekt für internationale Organisationen. Das Gelände soll nicht bloss grün aussehen, sondern den Mietern auch eine ökologische Stromversorgung bieten.

Fast 200 weltweite Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen gibt es in Genf. Auch der Ökomenische Rat der Kirchen (ÖRK) hat im internationalen Viertel seinen Hauptsitz eingerichtet. Der ÖRK, der mehr als 500 Millionen Christen vertritt, verfügt dort über ein grosses Versammlungsgebäude mit vier Annexbauten und einer Bibliothek.

2011 betraute der ÖRK Implenia mit der Aufgabe, sein Grundstück in der Grösse von etwa vier Fussballfeldern für die Zukunft zu entwickeln. Das Projekt «Green Village» sieht vor, das Zentralgebäude des ökumenischen Zentrums zu renovieren. Darum herum entstehen in einer naturnahen und vielfältigen Gartenanlage bis 2026 schrittweise sechs neue Gebäude zur Vermietung an weitere Organisationen und Unternehmen. 

Green Village soll nicht bloss grün aussehen, sondern berücksichtigt auch die «One Planet Living» Philosophie des WWF. Diese verlangt unter anderem, den Energieverbrauch aus nachhaltigen Quellen zu decken. Besonders sinnvoll ist es natürlich, wenn Strom gleich vor Ort produziert wird. Daher initiierte Implenia eine Solaranlage auf den Dächern der Neubauten. 

Die Architektur ist so angelegt, dass möglichst viele Solarpanels installiert werden können. Geplant sind sechs Solarkraftwerke mit insgesamt 1900 Solarmodulen, die in einem sogenannten Microgrid verbunden sind. Die zukünftigen Mieter können also Strom direkt vom Dach ihres Gebäudes oder einer benachbarten Anlage beziehen. 

Solche Eigenverbrauchsgemeinschaften sind in der Schweiz seit Anfang 2018 möglich und erlauben die Nutzung des eigenen Stroms in einem lokalen Netz. Dies entlastet die übergeordnete Versorgung und verschafft den Eigentümern oder Mietern ökologischen Strom zu vorteilhaften Konditionen. Das Green Village wird dereinst pro Jahr 600 Megawattstunden Solarstrom produzieren und damit rund ein Fünftel des Verbrauchs decken.

Finanziert und betrieben wird die Eigenverbrauchsgemeinschaft nicht von Implenia selber, sondern von Swiss Solar City, einem in Basel ansässigem Unternehmen, dass in der ganzen Schweiz Solaranlagen unterhält. Es garantiert den Betrieb über 25 Jahre und verkauft in dieser Zeit den Solarstrom an die Nutzer und an den Stromversorger der Stadt Genf SIG.

Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit des Projekts Green Village arbeiten ÖRK und Implenia mit zwei Organisationen zusammen: einerseits mit dem Schweizerischen Verein für nachhaltige Quartiere und andererseits mit Bioregional. In Absprache mit den Experten des Vereins wurde ein detaillierter Nachhaltigkeitsaktionsplan mit Zielen für alle zehn Grundprinzipien nach One Planet Living erstellt. Im März 2021 hat der Verein ein Audit der messbaren Indikatoren in der Planungsphase koordiniert und eine zufriedenstellende Einhaltung der Ziele bescheinigt. Diese Bewertung wird von einer Gruppe unabhängiger Experten durchgeführt.

Der Aktionsplan für Nachhaltigkeit wird auch bei Bioregional eingereicht, wo er derzeit überprüft wird (Stand: Oktober 2021). Er wird einer Leadership-Überprüfung unterzogen und kann je nach der Bewertung durch Bioregional die Anerkennung als One Planet Living Leadership oder eine andere One Planet Living-Klassifizierung erhalten.

Der Aktionsplan ist ein dynamisches Dokument, das mit dem Projekt mitwachsen wird, nicht nur während der Entwicklungsphase, sondern auch während des Baus und später, wenn die Gebäude in Betrieb sind. Der Schweizerische Verein für nachhaltige Quartiere wird die Einhaltung der Vorgaben aus dem Aktionsplan laufend überwachen und in bestimmten Projektphasen Empfehlungen und eine Zertifizierung aussprechen, wenn die Kriterien erfüllt sind. Die nächste Revisionsphase ist für das Ende der Bauzeit der ersten Gebäude geplant, also etwa 2023.