«Wir durchlaufen derzeit eine steile Lernkurve»
Herr Rüegg, wo steht der Holzbau heute in Sachen Digitalisierung?
Der Holzbau nimmt in der Branche eine klare Vorreiterrolle ein. Für die modulare und vorgefertigte Bauweise, die der Werkstoff Holz mit sich bringt, sind digitale Modelle unabdingbar und darum auch schon seit beinahe zwei Jahrzenten fest etabliert. Jetzt geht es darum, diese Digitalisierung in der Planung mittels BIM aufs nächste Level zu hieven.
Welche Erfahrungen haben Sie diesbezüglich bereits gesammelt?
In den letzten anderthalb Jahren haben wir mehrere spannende und zukunftsweisende Holzbau-Projekte gemeinsam mit Implenia realisiert, bei denen BIM eine zentrale Rolle gespielt hat. Beim Krokodil im neuen Winterthurer Stadtteil Lokstadt beispielsweise wurde ein Gebäudedatenmodell aufgesetzt, an dem erstmals alle Fachplaner gemeinsam gearbeitet haben. Auch bei der Überbauung sue&til kam parallel zur konventionellen Planung ein digitales Modell unter anderem für die Kostenplanung und Baustelleneinrichtung zum Einsatz.
Warum wird BIM meistens nur in Teilbereichen und nicht über ganze Projekte hinweg eingesetzt?
BIM nimmt gerade erst Fahrt auf und wir durchlaufen aktuell eine steile Lernkurve. Zurzeit geht es in erster Linie darum, Erfahrungen zu sammeln, Prozesse zu definieren und Verbesserungspotenziale zu erkennen. Durch den gleichzeitigen Einsatz von herkömmlichen und digitalen Planungsverfahren können wir die Vorteile der neuen Arbeitsweise herausarbeiten und damit die Grundlage für künftige Projekte legen.
Was sind für Sie die grössten Hürden beim Einsatz von BIM?
Die BIM-Organisation liegt heute in der Regel auf Seiten der Architekten. Aus unserer Sicht braucht es jedoch eine übergeordnete, spezialisierte Stelle für die BIM-Planung und -Projektorganisation. Sie sollte einerseits keine eigenen Interessen verfolgen und andererseits alle Schnittstellen genau kennen sowie sämtliche Fachbereiche zusammenbringen.
Wie kann Implenia die Digitalisierung im Holzbau vorantreiben?
Implenia ist einer der wenigen Player in der Branche mit einem klaren Bekenntnis zu BIM und damit zur Digitalisierung im Bau. Dabei holt Implenia auch die einzelnen Fachplaner, wie uns, mit ins Boot, indem sie von ihnen die Nutzung von BIM einfordert, sie dabei aber auch unterstützt. In Kombination mit der Ausbildung entsprechender Experten kann Implenia die Digitalisierung im Bau in der Schweiz klar voranbringen – und tut dies bereits heute.
Wie sehen Sie die Zukunft von BIM im Holzbau?
Ich bin überzeugt, dass sich BIM weiter durchsetzen wird. Die Methode bringt letztlich allen Beteiligten – den Bauherren, Planern und allen Gewerken – Vorteile. Sie ermöglicht unter anderem eine effiziente Koordination aller Schnittstellen und sorgt für einen einfachen Datenaustausch. Zudem zeigen sich Probleme, die beim Bau auftreten könnten, am Modell schon in einer sehr frühen Phase. Unter dem Strich können die Qualität gesteigert und gleichzeitig Zeit und Kosten eingespart werden.
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