Kniffliges Holz-Puzzle beim Kantonsspital Winterthur
Das Kantonsspital Winterthur (KSW) ist eines der zehn grössten Schweizer Spitäler. Es stellt die medizinische Grundversorgung der Region Winterthur sicher und behandelt jährlich über eine Viertelmillion Patientinnen
und Patienten. Die bauliche Infrastruktur ist allerdings inzwischen in die Jahre gekommen. So hat etwa das 15-stöckige Hochhaus, das Zentrum des Komplexes, bereits über 50 Jahre auf dem Buckel und erfüllt die Anforderungen an einen modernen Krankenhausbetrieb nicht mehr. Deshalb wird es jetzt durch einen Neubau ersetzt. Gleichzeitig werden auch weitere Gebäude auf dem Spitalcampus saniert, erneuert und erweitert – immer mit der Prämisse, die vorhandene Fläche möglichst effizient auszunutzen.
Holz-Aufstockung für das neue Notfallzentrum
Als eine der Erweiterungsmassnahmen bündelt das KSW verschiedene Notfallstationen in einem einzigen Zentrum. Um Platz für die Integration des Notfalls für Kinder und Jugendliche zu schaffen, wurde darum das Gebäude, in dem die Spitalküche untergebracht ist, von Implenia um eine zusätzliche Etage erhöht. Weil sich das bestehende Dach als wenig belastbar erwiesen hatte, erfolgte die Aufstockung in Holzbauweise. «Im Gegensatz zu einer massiven Bauweise, belastet die neue Etage die Tragestruktur nur minimal», erklärt Bauführer Moritz Vollenweider.
Auf den Millimeter genau
Der Aufbau erfolgte in Holzelementbau. Die Aussen- und Innenwände sind in Holzrahmenbauweise gefertigt, das Dach wurde mit liegenden Brettschichtholzträgern realisiert, in die auch die Last der Innenwände eingeleitet wurde. Durch die Länge des Gebäudes war es nötig, punktuelle Verstärkungen mit Stahlträgern zu setzen.
Um nichts von der neu geschaffenen Grundfläche von rund 500 Quadratmetern zu verlieren, wurde auf die Dachkonstruktion zusätzlich ein kleinerer Raum mit Satteldach gesetzt, in dem die gesamte Technik und Steuerung untergebracht ist.
Beim Bau galt es verschiedene Herausforderungen zu bewältigen. Weil das neue Notfallzentrum auf drei Seiten von anderen Gebäuden begrenzt wird, war nicht nur der Platz auf der Baustelle beschränkt. Vielmehr musste auch ein spezielles Augenmerk auf die Übergänge zwischen den Bauten gelegt werden. Dies betraf insbesondere auch die Brandschutzmassnahmen, an die in Spitalbauten sehr hohe Anforderungen gestellt werden. «Es war wie ein riesiges Puzzle. So galt es, verschiedene Brandabschnitte durch die Gebäude hinweg zu verbinden. Und da der Raumabschluss zu 100 Prozent dicht sein muss, war echte Millimeterarbeit gefragt», führt Vollenweider aus.
Als weitere Knacknuss erwiesen sich die zahlreichen Installationen in den Wänden, wie etwa die Rohrpost, mit der beispielsweise Urinproben in Sekunden ins Labor geschickt werden, oder die speziellen Anschlüsse für die medizinischen Apparaturen. «Deshalb konnten wir die vorgefertigten Elemente zum Teil erst vor Ort noch ganz schliessen und exakt an die Apparaturen anpassen», so Vollenweider.
Nach rund zehn Monaten Bauzeit wurde Anfang Jahr bereits ein Teil des neuen Notfallzentrums in Betrieb genommen. Bis im Sommer sollen auch die Arbeiten an den bestehenden Gebäuden abgeschlossen sein, so dass die Teams aus allen Notfallbereichen ihre Arbeit aufnehmen können.
Interview mit Ariella Jucker, Leiterin Organisationsentwicklung KSW
Frau Jucker, was war der Hintergrund für die Aufstockung des Notfallzentrums?
Wie die meisten Spitäler verzeichnet auch das KSW eine steigende Anzahl an ungeplanten Patienteneintritten. Um alle Notfallpatienten – also sowohl Erwachsene wie auch Kinder und Jugendliche – an einem Ort betreuen zu können, war der räumliche Ausbau notwendig.
Was waren für das KSW die grössten Vorteile der Aufstockung in Holzbauweise?
Letztendlich war der Holzbau aus statischer Sicht die einzige Möglichkeit, auf dem Küchentrakt neue Räume aufzustocken. Durch die Vorfabrikation konnte die Montagezeit sehr kurz gehalten werden, was sich positiv auf die Bauzeit ausgewirkt hat.
Hat die Holzbauweise Auswirkungen auf die Atmosphäre im neuen Notfallzentrum?
Obwohl von innen wie auch von aussen von der Holzbauweise nichts zu sehen ist, da bewusst auf eine einheitliche Erscheinung des gesamten Spitalkomplexes geachtet wurde, empfinden wir die Atmosphäre als sehr angenehm.
Wie wird der aufgestockte Teil aktuell genutzt?
Derzeit wird er vor allem als Rochadefläche verwendet, weil der Notfallbereich für Erwachsene bis zum Sommer noch umgebaut wird. Im August zieht aber das Team des Notfalls für Kinder und Jugendliche vom heutigen Standort in den Holzbau. Dann werden im Notfallzentrum die Fachbereiche Innere Medizin, Chirurgie, Pädiatrie und Pflege unter einem Dach vereint sein, und die jährlich rund 60 000 Patientinnen und Patienten können optimal betreut werden.
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