Die Bedürfnisse der Bewohner entscheiden
Herr Zemann, mit welchen Herausforderungen sieht sich die Gesewo heute konfrontiert?
Wie die meisten Wohn- und Wohnbaugenossenschaften in den grösseren Städten sind wir zwar ein wichtiger Bauträger, dennoch wird es für uns zunehmend schwierig, geeignete Grundstücke oder Objekte zu finden. Im Gegensatz zu institutionellen Anlegern können wir nicht über unseren ökonomischen Schatten springen – Stichwort Negativzinsen – und die teilweise exorbitanten Preise zahlen.
«Wie das Projekt ‹Giesserei› zeigt, funktioniert der Holzbau auch aus wirtschaftlicher Sicht bestens.»
Wie begegnet die Gesewo diesem Problem?
Zum einen sind wir sehr flexibel und haben ein diversifiziertes Portfolio. Unser grösstes Projekt, die «Giesserei» in Winterthur, hat 151 Wohnungen, während unser kleinstes Objekt lediglich vier Wohneinheiten aufweist. Zum anderen entstehen für uns doch immer wieder interessante Projekte. Aktuell beispielsweise die «Lokstadt» auf einem ehemaligen Industrieareal mitten in Winterthur. Einen Baustein der «Lokstadt», das Haus «Krokodil», realisieren wir gemeinsam mit Implenia in Holzbauweise. Bei diesem Projekt war bereits im Gestaltungsplan festgelegt, dass 30 Prozent der Wohnnutzung von gemeinnützigen Bauträgern realisiert werden müssen. Solche Gelegenheiten müssen wir beim Schopf packen.
Welches sind für Sie die wichtigsten Kriterien bei Bauentscheiden?
Für uns hat das nachhaltige Bauen eine zentrale Bedeutung. Gleichzeitig geht es uns vor allem aber auch darum, die spezifischen Bedürfnisse der zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner zu erfüllen. Das ist eben eine Besonderheit der Gesewo: Bei uns findet sich in der Regel zuerst der sogenannte Hausverein zusammen, also die Gemeinschaft der Bewohner. Erst danach fällen wir gemeinsam Bau- oder Kaufentscheide.
Mit der «Giesserei» hat die Gesewo bereits ein Zeichen für den Holzbau im urbanen Raum gesetzt. Weshalb ist jetzt auch bei der «Lokstadt» Holz die erste Wahl?
Beim Mehrgenerationenhaus «Giesserei» war die Holzbauweise bereits fester Bestandteil des Konzepts des damals schon bestehenden Hausvereins, der sich uns angeschlossen hat. Auch beim «Krokodil» lag der Holzbau quasi auf der Hand, da der Gestaltungsplan die Einhaltung der Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft vorsieht. Diese Anforderung war denn auch das ausschlaggebende Kriterium dafür, dass wir uns für das spannende Projekt bewarben.
Welche Erfahrungen haben Sie mittlerweile im Holzbau gesammelt?
Wir sehen Holz als nachhaltigen, energieeffizienten und damit zeitgemässen Baustoff, der dank eines hohen Vorfertigungsgrads und der Wetterunabhängigkeit auch bei der Produktion und Montage zahlreiche Vorteile bietet.
Gleichzeitig stellt der Holzbau aber auch spezifische Anforderungen. So ist etwa durch die besondere Statik oder die kürzeren Spannweiten eine Planung bis ins kleinste Detail notwendig. Beispielsweise muss die Gebäudetechnik extrem früh miteinbezogen werden, da nachträgliche Änderungen schwer zu realisieren sind. Dieser Mehraufwand im Vorfeld bietet auf der anderen Seite den Vorteil einer erhöhten Kostensicherheit und einer schnelleren und präziseren Ausführung.
Das alles hat sich exemplarisch bei der «Giesserei» gezeigt: Dank eines optimal zusammengestellten Generalplanerteams, das sowohl Architekten, Holzbauingenieure, Bauingenieure und Haustechniker wie auch die erfahrenen Holzbauer von Implenia vereinte, konnte eine hohe Planungsgenauigkeit erzielt werden. Die wiederum war ausschlaggebend für den Erfolg des Projekts.
Welche Zukunftspläne hat die Gesewo in Sachen Holzbau?
Aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen spricht für uns bei künftigen Projekten alles für den Holzbau. Wir achten bei allen unseren Tätigkeiten auf eine möglichst geringe Umweltbelastung. Darüber hinaus ist es uns ein zentrales Anliegen, dass wir unseren Mitgliedern ein gesundes und angenehmes Wohnklima bieten können. Holz ist dafür ideal, und wie das Projekt «Giesserei» zeigt, funktioniert der Holzbau auch aus wirtschaftlicher Sicht bestens.
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