Wirtschaftsbericht
Marktausblick bleibt positiv
Die zunächst positiven Aussichten für die Entwicklung der europäischen Wirtschaft im Jahr 2020 wurden mit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie stark gedämpft: –7,2% Wachstum prognostizierte der International Monetary Fund (IMF) für die europäische Wirtschaft. Im Jahr 2021 soll sich die europäische Wirtschaft jedoch mit Wachstumsaussichten von 4,7% bereits wieder spürbar erholen.
Unsere Einschätzungen zu Marktumfeld und Prognose basieren auf den Daten und Erkenntnissen von Euroconstruct.
Diesen Daten unterliegen die Segmente des Bausektors, die Euroconstruct wie folgt definiert:
- Residential: feste Wohnsitze und Zweitwohnsitze im Besitz von Haushalten
- Non-Residential: alle Gebäude, die nicht als Wohnstätten gedacht sind; dazu zählen auch Gebäude mit gewerblichem Zweck, die zeitlich begrenzt zum Wohnen genutzt werden, z. B. Hotels, Pflegeeinrichtungen etc.
- Civil Engineering: Transport- sowie Versorgungsinfrastruktur
Die Bauwirtschaft im europäischen Kontext
Nach ursprünglich positiven Aussichten für die europäische Bauwirtschaft im Jahr 2020 hat COVID-19 sich sowohl auf die Angebotsseite (zum Beispiel wegen Engpässen auf den Baustellen) als auch auf die Nachfrageseite (etwa wegen sinkender Kaufkraft oder Verschiebung von Vergaben) ausgewirkt. Das Jahr 2020 zeigte aber auch, dass die Baubranche stabiler ist als viele andere Sektoren. Demografische Effekte, attraktive Finanzierungskonditionen und die vielfältigen Massnahmen der Regierungen wie Steueranreize wirken weiterhin unterstützend. Attraktivem Wohnraum wird nicht zuletzt aufgrund der Pandemie eine höhere Bedeutung beigemessen, und Transport- sowie Versorgungsinfrastruktur muss in vielen Ländern weiterhin erneuert oder ausgebaut werden. Und längerfristig schaffen die Megatrends Urbanisierung sowie Mobilität und Infrastrukturinvestitionen weitere Nachfrage nach Bauleistungen.
Insgesamt bleibt der Marktausblick für die europäische Bauwirtschaft daher positiv. Nach einem Dämpfer durch die COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 wird erwartet, dass sich die gesamte Bauproduktion in den EC-15-Ländern stabilisiert mit Wachstumsraten von + 4,5% im Jahr 2021, + 3,4% im Jahr 2022 und + 2,3% im Jahr 2023. Gemäss Euroconstruct sind die Marktprognosen für Civil Engineering vielversprechend, und zwar aufgrund zu erwartender Konjunkturpakete und des des Investitionsdrucks im Infrastrukturbereich.
Entwicklung in der Schweiz
Die Schweizer Gesamtwirtschaft hatte 2019 bereits etwas an Dynamik eingebüsst. Das wirkte sich 2020 wie erwartet negativ auf den Bausektor aus, zumal die Investitionen hier auch pandemiebedingt sanken (–2%). Für das Jahr 2021 wird erwartet, dass sich diese Situation erholt und die Investitionen bis 2023 konstant leicht steigen.
Im Bereich Residential erwarten wir – nach einem Rückgang von 3,4% im Jahr 2020 –, dass die Investitionen bis 2023 stabil bleiben. Längerfristig dürften sich die Pandemieerfahrungen in einem Trend zu grösserem und attraktiverem Wohnraum positiv auswirken. Zusätzlich werden auch die Finanzierungskonditionen voraussichtlich weiterhin attraktiv bleiben.
Im Vergleich dazu wird sich Non-Residential nach knapp 1 % weniger Investitionen 2020 im Jahr 2021 voraussichtlich um diesen Wert wieder erholen und dann bis 2023 mit leichtem Zuwachs stabilisieren.
Als stärkster Sektor erweist sich mit dem höchsten Volumen sowie dem höchsten erwarteten Wachstum bis 2023 eindeutig Civil Engineering. Getrieben wird diese Entwicklung besonders durch Erneuerung von Infrastruktur. Als echter Vorteil erweisen sich die beiden Infrastruktur-Fonds des Bundesamts für Verkehr – der Bahninfrastrukturfonds (BIF) sowie der Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF) –, welche die Finanzierung wichtiger Civil-Engineering-Projekte weitgehend unabhängig von der aktuellen Budgetsituation machen.
Die Baubranche in Deutschland
Gemäss Euroconstruct hat COVID-19 auch für den Markt Deutschland die Prognosen getrübt. Umso erfreulicher ist es, dass die Restriktionen im Zusammenhang mit der Pandemie nur geringe Auswirkungen auf den laufenden Baustellenbetrieb hatten. Diese Entwicklung wird 2021 weitergehen.
Im Residential-Sektor ist der deutsche Markt weniger von den Auswirkungen der COVID-19- Pandemie betroffen als in den anderen europäischen Ländern, und die Projekt-Pipeline ist gut gefüllt. Zusätzlich stützt die Wohnraumknappheit besonders in den urbanen Ballungszentren die Nachfrage. Nachdem dieser Sektor 2020 leicht zurückgegangen ist, wird er 2021 voraussichtlich erneut wachsen und anschliessend mittelfristig leicht abflachen.
Im Non-Residential-Sektor dominiert der private Bereich die Nachfrage. Das Volumen in diesem Sektor wird in den Jahren 2020 und 2021 insgesamt leicht sinken. Viele Bauvorhaben aber haben bereits erfolgreich den Genehmigungsprozess durchlaufen. Wir erwarten daher, dass Non-Residential bis 2023 mindestens die Hälfte davon wieder aufholen kann.
Wie der Residential-Sektor sinkt auch das Volumen in Civil Engineering 2020 sowie 2021 voraussichtlich zunächst etwas ab. Im Strassenbau wird der Bereich der Erneuerung den Neubau überwiegen, im Schienenbau bleiben die Modernisierungsbedarfe auf hohem Niveau. Mittelfristig steigen dann auch die Investitionen in den Aus- und Neubau wieder. Langfristig wird sich der Civil-Engineering-Sektor insgesamt ab 2022 nicht nur deutlich erholen, sondern sich auch in Deutschland zum stärksten Zugpferd der Baubranche entwickeln.
Komplexe Infrastrukturprojekte in Europa
In den weiteren europäischen Märkten (Schweden, Norwegen, Frankreich und Österreich) wird sichImplenia konsequent auf grosse und komplexe Tunnel- und damit verbundene Infrastrukturprojekte fokussieren. Hier können wir uns mit unserer Expertise und Erfahrung in Planung, Koordination und Umsetzung komplexer Infrastrukturvorhaben weiterhin hervorragend positionieren. Das Transportwesen ist von der Pandemie stark betroffen, wird sich aber voraussichtlich mittelfristig spürbar erholen. Daneben eröffnet die Digitalisierung neue Potenziale, die durch die Auswirkungen von COVID-19 auf das soziale wie das Arbeitsleben stark gefördert werden. So werden die 5G-Technologie und das vermehrte «mobile Arbeiten» die Infrastrukturnachfrage bei Telekommunikation und Vernetzung weiter treiben.
Gute Ausgangslage für Wachstum von Implenia
Die längerfristigen Megatrends, welche die Entwicklung der Bedürfnisse der Menschen massgeblich verändern, behalten ihre Relevanz unabhängig von der COVID-19-Pandemie. Das bedeutet, dass wir als Implenia nicht nur an unserem bisherigen Weg der Neuausrichtung festhalten, sondern unsere Aktivitäten, Geschäftsfelder und Märkte noch konsequenter fokussieren. So sind wir als integrierter Immobilien- und Baudienstleister in Branchen, die robuster als viele andere Bereiche durch die Pandemie und ihre Folgen gehen werden, bestens aufgestellt, um die existierenden und neuen Potenziale zu realisieren.
- URBANISIERUNG Bis 2025 werden 81,2 % der Bevölkerung in Westeuropa¹ in städtischen Regionen leben (84,6 % bis 2040). Die damit einhergehende Verdichtung erfordert neue Wohnkonzepte, die flexibel an unterschiedliche Lebensformen und -phasen ihrer Bewohner anpassbar und nicht nur ökologisch und ökonomisch, sondern auch sozial nachhaltig gestaltet sind.
- MOBILITÄT UND INFRASTRUKTURInvestitionen Bis 2040 werden in Europa EUR 10,7 Bio. in Mobilität und Infrastruktur² investiert werden müssen. Die Art und Weise, wie Menschen mobil sein wollen, wird individueller und komplexer, soll aber gleichzeitig die natürlichen Ressourcen schonen. Darauf muss auch die entsprechende Infrastruktur ausgerichtet werden. Zusätzlich zu den Megatrends auf der Nachfrageseite werden auch einschneidende Veränderungen der Branche selbst die Bauwirtschaft in den nächsten Jahren prägen. Im Rahmen von Konsolidierung und Internationalisierung werden Skalenerträge, Risikodiversifikation sowie Investitionen in Innovation an Bedeutung gewinnen. Durch Vorfertigung von Modulen in Fabriken steigert die fortschreitende Industrialisierung die Produktivität der Bauwirtschaft. Die Digitalisierung verbessert und erleichtert die Planung von Bauvorhaben sowie die Bauabläufe, zum Beispiel durch eine durchgängige Anwendung von Building Information Modeling (BIM) über digitale Lean-Construction-Methodik bis hin zum Integrated Project Delivery (IPD). Aufgrund zunehmender Nachfrage von Investoren und Bauherren sowie durch Bestreben der Unternehmungen selbst wird sich der Trend hin zu ökologisch und sozial nachhaltigen Lösungen im Bau weiter verstärken.
1 United Nations World Urbanization Prospects
2 Schätzung durch Oxford Economics
Nachhaltige Investitionen in für Implenia relevanten Märkten in Mrd. EUR