Insight: Mehrwert durch Innovation
Implenia hat sich früh entschieden, den Umbruch in der Bauwirtschaft selbst voranzutreiben – indem wir technische Potenziale nutzen, um kundenorientierte Innovationen umzusetzen.
Gerade mal drei Monate arbeitete Stefan Verling als Project Developer, als er seine erste Idee im Innovation Hub einreicht. «Schon während meines Architekturstudiums habe ich mich gefragt, wie man die Planungsarbeit so verändern kann, dass man nicht immer wieder bei null anfängt. Mein Ansatz: weg vom Projektdenken, hin zum Produktdenken.» Und wer in Produkten denkt, der muss seine Zielgruppe kennen – fertig war die Idee «Zielgruppenorientierte Wohnlinien», die Verling Ende 2019 erfolgreich einbrachte. «Diesen Spirit brauchen wir», erklärt Innovation Manager Karel van Eechoud, «wir wollen Talente und Ideen unterstützen und beschleunigen. Dazu gehört, Dinge auszuprobieren und auch Fehler zu machen, also kalkulierte Risiken einzugehen: Das Prüfen und Lernen ist ein wesentlicher Teil des Innovationsprozesses.» Bei Implenia beschäftigen sich Tausende Mitarbeitende tagtäglich mit Immobilien und Infrastruktur sowie mit der Frage, wie man es noch besser machen kann. Dieses geistige Kapital fördert Implenia gezielt – zum Beispiel mit dem Innovation Hub, einem gruppenweiten Kickstart-Programm, das Ideen und Verbesserungsvorschläge der Mitarbeitenden validiert und mithilfe von Coaching und Ressourcen entwickelt.
Agile Prozesse etablieren
Jede Idee ist wertvoll, aber nicht jede hat Marktpotenzial und passt strategisch zu Implenia. Das klären wir vorab. Ist diese erste Hürde erfolgreich genommen, stellen wir über den Innovation Hub schnell Hilfsmittel und Ressourcen zur Verfügung. Das Ergebnis ist ein agiler Prozess, vom Coaching über den Markttest bis zur Implementierung, wie man ihn aus der Lean-Innovation-Philosophie kennt. Dazu gehört auch die Kooperation mit externen Innovationsexperten.
«Innovation wird oft mit Zukunftstrends wie Digitalisierung verwechselt», erklärt Karel van Eechoud. «Tatsächlich aber passiert Innovation an der Schnittstelle von Idee und Technologie. Dann geht es darum, einen innovativen Ansatz in ein Produkt oder eine Dienstleistung zu überführen.» Schnell auf den Markt reagieren, datenbasiert testen und agil implementieren – Design Thinking ist dabei zum Beispiel eine gute Methode, um Bedürfnisse potenzieller Kunden miteinzubeziehen. Denn was nützt das beste Produkt, wenn keiner es braucht? Ziel ist es, einen echten Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen. Auch wenn das bedeutet, dass man die Idee unterwegs anpassen muss. Karel van Eechoud: «Das gehört zum Innovationsprozess dazu. Nur wer Fehler und ein mögliches Scheitern zulässt, lernt dazu.»
«Innovation bedeutet, offen zu sein für Neues, flexibel zu denken und hart zu arbeiten.»
Karel van Eechoud
Senior Innovation Manager und Leiter des Innovation Hub
Mehr Wohnfreude ermöglichen
Auch für Stefan Verling und sein Team gab es aus den ersten Sprints ein wichtiges Learning, das die ursprüngliche Herangehensweise grundlegend veränderte. Da in jeder Gemeinde andere Vorgaben gelten, hat das Team gelernt, nicht mehr vom Gebäude aus zu denken, sondern umgekehrt zu überlegen: Was ist an diesem Ort möglich und was brauchen Menschen, die hier wohnen werden? So naheliegend der kundenorientierte Ansatz scheint, in der Immobilienbranche und der Bauindustrie ist er noch wenig verbreitet. Immobilienentwicklungen stützen sich meist auf statistische Daten aus der Vergangenheit. Stefan Verling: «Wir dagegen wollen sehr früh aktuelle und konkrete Daten erheben, indem wir relevante Zielgruppen nach ihren Bedürfnissen und Herausforderungen befragen.» Die daraus gewonnenen Erkenntnisse fliessen in das Architektenbriefing ein oder werden in konkrete Designelemente wie etwa Einbauschränke übersetzt. Ulf Hoppenstedt, Teamleiter Projektentwicklung der Winterthurer Lokstadt, hat sofort das Potenzial erkannt: «Je früher wir Kunden in einen Co-Creation-Prozess einbeziehen, desto präziser können wir geeignete Immobilienprodukte planen. Wir bauen ja nicht für uns, sondern für die Menschen, die später dort wohnen.» Das Ergebnis: mehr Wohnfreude pro Quadratmeter. Besonders zum Tragen kommt dieses Vorgehen bei Projekten, die Implenia selbst initiiert. Die Stadtviertel-Entwicklung Lokstadt in Winterthur ist ein solches Vorhaben. Insofern war das Lokstadt-Wohnhaus Rocket, das 2025 fertiggestellt wird, ein ideales Objekt für die Gespräche mit potenziellen Bewohnerinnen und Bewohnern. Über Onlinewerbung und Mailings gelang es, 13ʼ400 Interessenten auf die Landing-Page zu lenken. Über 500 von ihnen haben sich bisher auf der Website registriert. Die Auswertung der Daten läuft, und die Chancen stehen gut, dass der kundenzentrierte Ansatz von Stefan Verling fester Bestandteil der Implenia Entwicklungsstrategie wird.
«Die Kooperation mit Innovationsexperten hat den Entwicklungsprozess stark beschleunigt.»
Stefan Verling
Project Developer
Echten Mehrwert schaffen
Dass die interne Innovationsförderung Mitarbeitende motiviert und anspornt, selbst aktiv zu werden, kann man daran sehen, dass allein im ersten Jahr des Innovation Hub bereits 62 Ideen eingereicht wurden. Ein grosser Schritt in die richtige Richtung, findet Karel van Eechoud: «Innovation kann man nur langfristig fördern. Indem man Unternehmertum belohnt, eine positive Fehlerkultur etabliert und agil auf Impulse von aussen reagiert.»
Der Innovation Hub —
Interne Innovationsförderung in vier Schritten
Aber nicht alle Ideen landen im Innovation Hub. Innovative Produkte entstehen oft auch entlang eines Bauprojektes oder eines konkreten Problems, das es zu lösen gilt. Das Holzhochhaus «Pi» in Zug ist so ein Beispiel. Mit 27 Stockwerken und 80 Metern wird es der höchste Holzbau der Schweiz, realisiert von Implenia als Totalunternehmer, Duplex Architekten und WaltGalmarini Ingenieuren. Soziale und ökologische Nachhaltigkeit stehen im Zentrum dieses Projekts: Statt eines Betonkerns bekommt das Hochhaus ein doppeltes Rahmentragwerk aus Buchenholz. Daraus ergab sich die Herausforderung, die gesamtstatische Belastung möglichst gering zu halten. Die Lösung hat der Holzbau von Implenia in Kooperation mit den Bauingenieuren von WaltGalmarini entwickelt: eine Holz-Verbund-Flachdecke, die mit nur 80 Millimeter Beton auskommt. Adrian Ulrich, Teamleiter Holzbau, erklärt, was das bedeutet: «Unsere Deckenkonstruktion ist nicht nur leichter als herkömmliche Betondecken, sie ist auch deutlich dünner. So konnten wir in der vorgegebenen Maximalhöhe von 80 Metern ein zusätzliches Stockwerk unterbringen.» Weniger Beton, mehr Wohnraum – eine Produktinnovation mit echtem Mehrwert. Das Patentverfahren läuft.
Flexibel auf den Markt reagieren
Innovationskultur bedeutet für uns auch, bei neuen Trends und Technologien ganz vorne dabei zu sein. Wir testen und bewerten fortlaufend, was einen echten Mehrwert verspricht. «Als gruppenweite Organisation arbeiten wir divisionsübergreifend an der Optimierung von Arbeitsprozessen. Dies findet in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Einheiten statt», so Johannes Müller von Project Excellence & Services.
Digitale Tools auf der Baustelle
Im Rahmen der Industrialisierung wird zum Beispiel Reality Capturing, also das Abbilden der Realität mit digitalen Tools wie Drohnen oder mobilen 3D-Laserscannern, immer wichtiger. Je genauer wir die Ist-Situation kennen, desto präziser können wir planen, modular produzieren und bauen. Um herauszufinden, was am besten funktioniert, evaluieren wir verschiedene Tools und Methoden in Zusammenarbeit mit unseren Baustellen, um diese anschliessend als Standardanwendung einzusetzen. Johannes Müller: «Es ist beeindruckend, was alles möglich wird, wenn man beispielsweise Scandaten mit dem BIM-Model verschmilzt. So werden Abweichungen in Fortschritt und Qualität transparent und erlauben eine frühe Reaktion auf Unstimmigkeiten. Das spart Ressourcen und Zeit.»
Definition/Begriffserklärung
Reality Capturing Erfassung der Ist-Situation, indem man ein Objekt, Gebäude oder auch Gelände scannt. Zum Beispiel mit Drohnen, stationären oder mobilen 3D-Laserscannern. Das Ergebnis ist ein hochpräzises 3D-Abbild, das auf Millionen einzelner Datenpunkte basiert. So werden beispielsweise Gelände- oder Bauwerksdaten in den digitalen Projektentwicklungs- und Planungsprozess eingebunden. Um während der Projektausführung die Koordination der einzelnen Bauschritte zu kontrollieren und die Qualität der Umsetzung zu verbessern, kommen verstärkt automatisierte Soll-Ist-Vergleiche mithilfe von Künstlicher Intelligenz zum Einsatz.