Blickpunkt CEO
Gesunde Basis für profitables Wachstum
Implenia erzielte 2020 eine operative Leistung auf Stufe EBITDA von CHF 163,5 Mio. (inkl. COVID-19-Effekt von ca. CHF – 52 Mio.). Nebst den Auswirkungen von COVID-19 wurde das Geschäft im Berichtsjahr durch negative Einmaleffekte beeinflusst. Wie im Oktober bekanntgegeben, machen signifikante Wertberichtigungen und Neubewertungen eine Beschleunigung der Initiativen innerhalb der strategischen Prioritäten «Portfolio» und «Profitable Growth» notwendig. Aus diesem Grund reduzierte sich das ausgewiesene EBITDA auf CHF – 4,9 Mio. Nach diesen Einmaleffekten und mit den Massnahmen, die sich nun bereits in der Umsetzung befinden, hat Implenia Ballast abgeworfen und die Grundlage gelegt, um profitabel zu wachsen: CEO André Wyss sieht das Unternehmen gut gerüstet auf seinem Weg zum integrierten, multinational führenden Bau- und Immobiliendienstleister.
«Mit unseren strategischen Weichenstellungen stärken wir konsequent unser Kerngeschäft in den relevanten Märkten.»
André Wyss
CEO
Fokus auf das Kerngeschäft
Dass Umsatz, EBITDA sowie der konsolidierte Gewinn gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken sind, war die erwartete Folge unter anderem der COVID-19-Pandemie. Dank schneller und effektiver Massnahmen zum Schutz der Mitarbeitenden sowie der Interessen der Kunden und Partner konnten die vertraglich vereinbarten Termine in den meisten Fällen trotz COVID-19 eingehalten werden – abhängig jeweils von den regional unterschiedlich ausgeprägten Vorgaben der Behörden.
«In jedem Land und global überwachen Taskforces die Entwicklungen, und wir passen laufend unsere Massnahmen an. So sind wir in der Lage, jederzeit proaktiv zu agieren statt nur zu reagieren.»
Den weit grösseren Effekt auf das Ergebnis hatten negative Einmaleffekte, und zwar Wertberichtigungen und Neubewertungen in Höhe von rund CHF 203 Mio. Diese betrafen vorwiegend Projekte der Division Civil Engineering und hier insbesondere Projekte der Sub-Unit Civil in Schweden, die vor 2019 begonnen wurden.
«Wir fokussieren noch konsequenter auf unser Kerngeschäft und Service-Portfolio, mit dem wir solide Margen erzielen können, sowie auf unsere relevanten Märkte – mit dem Ziel, das Risikoprofil von Implenia erheblich zu verbessern. Konkret heisst das: Wir konzentrieren uns auf integrierte Bau- und Immobiliendienstleistungen in der Schweiz und in Deutschland. Tunnelbau und damit verbundene Infrastrukturprojekte bieten wir auch in weiteren Märkten an.»
Ausführliche Informationen zu den Zahlen und den Entwicklungen finden Sie im Konzernprofil sowie im Finanzbericht.
Portfolio und Profitabilität
Die Initiativen zur Beschleunigung der strategischen Ausrichtung von Implenia sind in allen Divisionen im Zeitplan und Budget. Besonderer Fokus liegt dabei auf der erwähnten Portfolio-Transformation sowie auf den Massnahmen für Profitable Growth. So wurden die Veräusserungen und der Abbau von Aktivitäten ausserhalb des Kerngeschäfts sowie solchen mit tiefen Deckungsbeiträgen bereits gestartet. Dazu zählt auch die Externalisierung von Tätigkeiten mit hoher Kapitalbindung wie Werkhöfe oder Maschinenparks.
«Gemäss unserer Strategie konzentrieren wir uns noch stärker auf Aktivitäten ganz am Anfang des Bauprozesses wie Beratung, Planung und Engineering. Je früher wir in den Prozess involviert werden, desto besser erfolgt die Projektselektion und desto stärker steigt die Qualität unseres Auftragsbuchs.»
Wichtigste Initiative für Profitable Growth ist der kontinuierlich verbesserte Value-Assurance-Ansatz. Im vergangenen Jahr hat dieser zu strategisch wie finanziell attraktiveren Projekten geführt: in der Angebotsphase durch einen starken Fokus auf die Chancen und Risiken von Projekten bis und mit Vertragsgestaltung, in der Umsetzungsphase durch progressive Überwachung dank regelmässig überprüfter Meilensteine. Im Ergebnis liegen dadurch die ursprünglich kalkulierte und letztlich erzielte Marge deutlich näher zusammen.
«Die entsprechenden KPIs verfeinern wir nun fortlaufend. Auf diese Weise etablieren wir ein Frühwarnsystem, das es uns ermöglicht, vor allem auch bei komplexen Grossprojekten frühzeitig und automatisiert Unvorhergesehenes zu berücksichtigen.»
Darüber hinaus haben Verbesserungen im Einkauf und die weitere Implementierung von BIM und Lean Construction die Operational Excellence gesteigert. Hinsichtlich Digitalisierung wurde das ERP-Transformationsprogramm INSPIRE als Rückgrat harmonisierter digitaler Prozesse in der Schweiz eingeführt, die Implementierung in den anderen Ländern ist in Vorbereitung. Ebenfalls optimiert wurde das Cash Management.
Weitere Informationen zu diesen Entwicklungen auf Stufe der Divisionen finden Sie in den Divisionsportraits.
Innovation und Talente
Neben Portfolio-Transformation und Profitable Growth wurden auch Initiativen in den strategischen Prioritäten Innovation sowie Talent & Organisation fortgeführt. Bei Innovation verfolgt Implenia drei Schwerpunkte: die Stärkung der Intrapreneurship-Kultur mit dem systematischen Fördern von Ideen über den Innovation Hub, den Auf- und Ausbau eines externen Netzwerks mit Forschungseinrichtungen sowie Start-ups. Zudem werden fortlaufend Akquisitionskandidaten gescreent, eine entsprechende Shortlist ist erstellt und wird validiert.
«Insgesamt geht es uns bei Innovation darum, vielversprechende interne und externe Ansätze zu fördern, und zwar auf allen Ebenen. Im Zuge dessen investieren wir auch verstärkt in die Bereiche Entwicklung, Planung und Engineering sowie in die Entwicklung neuer skalierbarer Geschäftsmodelle – mit einem klaren Fokus auf Industrialisierung und Digitalisierung: Wir wollen Lösungen und Produkte für Immobilien und Infrastruktur bieten, die standardisierbar und skalierbar sind. Durch den systematischen Einsatz digitaler Tools werden wir die Planungs- und Steuerungsprozesse effizienter und belastbarer machen.»
Weiterführende Informationen finden Sie im Insight «Mehrwert durch Innovation».
Bei der strategischen Priorität Talent & Organisation stehen die Unterstützung und Weiterentwicklung des Leadership-Teams sowie der Mitarbeitenden in Veränderungsprozessen durch geeignete Change-Management-Massnahmen im Zentrum.
«Es geht darum, die richtigen Menschen mit den richtigen Fähigkeiten in den richtigen Rollen zu haben und ihre Skills zu erweitern. Im Talent Management implementieren wir dazu Massnahmen, um unsere Talente systematisch zu identifizieren und weiterzubringen.»
Das Operating Model und die Organisation haben sich als effektiv erwiesen, auch und gerade in der COVID-19-Pandemie. 2020 wurde die Ablauforganisation im Sinne der divisions- und funktionsübergreifenden Prozesse weiter gestärkt. Sie basieren weiterhin auf den fünf Unternehmenswerten. Diese wurden im vergangenen Jahr zum Beispiel zu einem integrierten Teil des Performance-Management-Prozesses (MbO) aller Mitarbeitenden.
Weiterführende Informationen finden Sie im nichtfinanziellen Bericht im Kapitel Mitarbeitende.
Auf dem Weg zu Wachstum
Implenia ist weiterhin solide finanziert. Wie erwartet fiel die Eigenkapitalquote vorübergehend auf 10,3 %, und zwar aufgrund der Auswirkungen der negativen Einmaleffekte auf das Resultat und wegen der Ausschüttung der Sachdividende im Rahmen der Ina-Invest-Transaktion. Würde das Aufwertungspotenzial des bei Implenia verbliebenen Entwicklungsportfolios eingerechnet, läge die Eigenkapitalquote klar über 15 %.
«Mittelfristig streben wir eine Eigenkapitalquote von mehr als 20 % an. Wir sehen, dass unser operatives Geschäft gesund ist, 2020 betrug die operative Leistung auf Stufe EBITDA CHF 163,5 Mio. – der COVID-19-Effekt in Höhe von ca. CHF – 52 Mio. inklusive. Vor allem aber ist das Auftragsbuch breit über Geschäftsfelder und Märkte hinweg abgestützt. Dabei ist es uns mit den Flagship-Projekten, die wir in unseren Kernmärkten Schweiz und Deutschland gewinnen konnten, gelungen, die Qualität weiter zu steigern. Bis jetzt sind bereits rund 80 % des Umsatzes für 2021 durch bestätigte Aufträge gesichert.»
Weiterführende Informationen finden Sie im Insight «Raum für künftige Generationen» und im Insight «Expertise für komplexe Infrastruktur».
Die Marktaussichten sind trotz COVID-19 positiv: Laut Euroconstruct (November 2020) wird die gesamte Bauleistung in den kommenden Jahren in den EC-15-Ländern stabil bleiben. Für die Jahre 2021 bis 2023 werden jährliche Wachstumsraten von + 2,7 % für Buildings und + 3,3 % für Civil Engineering erwartet. Insbesondere grosse geplante Infrastrukturvorhaben dürften von Fördermassnahmen der öffentlichen Hand profitieren wie auch vom aktuell bestehenden Investitionsdruck hinsichtlich Ausbau und Erneuerung von Infrastruktur.
«Künftig werden wir unsere Performance auf Stufe EBIT ausweisen. Für 2021 erwarten wir ein EBIT von über CHF 100 Mio., was einem EBITDA von über CHF 200 Mio. entspricht. Das mittelfristige Ziel einer erwarteten EBIT-Marge von 4,5 % wird bestätigt.»
Ausführliche Informationen zur Einschätzung von Marktumfeld und Prognose finden Sie im Wirtschaftsbericht.
Nachhaltig in die Zukunft
In allen Divisionen und Funktionen sowie bei allen Leistungen von Implenia steht das Thema Nachhaltigkeit als wichtiger Unternehmenswert im Vordergrund. Vor zwölf Jahren bereits entwickelte Implenia als eines der ersten Unternehmen im Bausektor in der Schweiz eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie. Nun wurde diese mit ambitionierten neuen Zielen überarbeitet, die bis 2025 erreicht werden sollen. Dabei definiert Implenia Nachhaltigkeit in einer ganzheitlichen Sichtweise, also hinsichtlich Ökologie genauso wie bezüglich Wirtschaft und Gesellschaft.
«Wir entwickeln zirkuläre Geschäftsmodelle in der Gestaltung und der Realisation von Immobilien und Infrastruktur. Und wir betrachten Bauwerke über den gesamten Lebenszyklus hinweg – von Planung und Bau über Betrieb bis hin zu Rück- oder Umbau. In diese Betrachtungen fliessen Überlegungen zu Materialien genauso ein wie ökonomische Faktoren.»
Daneben verfolgt Implenia eine konsistente Label-Politik, transparente Entscheidungen und Kommunikation sowie eine Nulltoleranz hinsichtlich Verstössen gegen die Compliance-Richtlinien. Die Kollaboration über die Baustellen hinaus soll intensiviert werden, etwa indem man Kunden und Partner früh und laufend involviert sowie die Nachbarschaft und andere wichtige Anspruchsgruppen in die Entwicklung eines neuen Bauvorhabens einbezieht.
«Wir sehen eine gute Chance, uns mit unserer ganzheitlichen, substanziellen Nachhaltigkeitsstrategie weiterhin als Branchen-Leader zu profilieren. Auch das trägt dazu bei, dass Implenia insgesamt gut unterwegs ist auf dem Weg zum integrierten, multinational führenden Bau- und Immobiliendienstleister: We create and build – how we live, work and move!»
Weiterführende Informationen finden Sie im Insight «Nachhaltig in die Zukunft» sowie darüber hinaus im Nachhaltigkeitsbericht.
Highlights Resultat 2020
- Implenia erzielte im Geschäftsjahr 2020 ein EBITDA von CHF – 4,9 Mio. und übertraf damit die im vergangenen Oktober angekündigten Erwartungen
- Hoher Auftragsbestand von CHF 6’386 Mio. mit verbesserter Qualität. Value-Assurance-Ansatz erlaubt gezielte Projektauswahl mit Fokus auf profitables Wachstum
- Intensivierte und beschleunigte Strategieumsetzung sowie alle wichtigen Initiativen auf Kurs. Portfolioanpassungen einschliesslich Veräusserungen und Reduktion von Geschäftsaktivitäten im Gang. Neues ERP INSPIRE in der Schweiz eingeführt
- Implenia ist weiterhin solide finanziert
- Viele neue Flagship-Projekte, vor allem in den Kernmärkten Schweiz und Deutschland. Positive Marktprognosen trotz COVID-19
- Implenia erwartet ein EBIT von CHF >100 Mio. für 2021 und bestätigt die mittelfristige EBIT-Zielmarge von 4,5 %
- Verwaltungsrat von Implenia beantragt, auf Dividende zu verzichten
«Nachhaltigkeit ist essenzieller Teil unserer DNA – und bestimmt massgeblich unsere zukünftige Ausrichtung.»
André Wyss
CEO