Erste Trogfahrt im Neuen Schiffshebewerk Niederfinow erfolgreich absolviert
In Schleichfahrt und fehlerfrei absolvierte der im voll befüllten Zustand rund 10.000 Tonnen schwere Trog seine erste Fahrt in die obere Position – ein bedeutender Meilenstein auf dem Weg zur Inbetriebnahme. Henning Schrewe, Leiter Civil Deutschland bei Implenia, zeigte sich bei seinem Besuch vor Ort beeindruckt: „Es handelt sich um ein äußerst anspruchsvolles Projekt mit gigantischen Ausmaßen. Eine besondere Herausforderung ist das Zusammenführen der Planungen aller Gewerke zu einer komplexen Gesamtanlage, für die extrem enge Herstelltoleranzen gelten. Wir sind zuversichtlich, dass nach dem Erreichen dieses wichtigen Etappenziels auch alle noch ausstehenden Tests problemlos verlaufen und wir das neue Schiffshebewerk bald übergeben können.“
Das in der Nähe von Eberswalde gelegene Neue Schiffshebewerk Niederfinow wird mittels eines aufgehängten Stahltrogs – ähnlich einem Fahrstuhl – Schiffe über den Geländesprung im Oder-Havel-Kanal heben. Der Bau wird als Senkrechthebewerk mit Gegengewichtsanlage ausgeführt. Der wassergefüllte Trog befindet sich im Gleichgewicht mit Schwerbeton- und Stahlgewichten, deren Tragseile (224 Stück) über 112 Doppelseilrollen auf zwei Hohlkasten-Stahlträgern umgelenkt werden. Die Schiffe fahren von Westen kommend über den oberen Vorhafen und die Kanalbrücke zum Trog, der sie nach Verschluss der westlichen Tore von oben nach unten befördert. Nach Öffnen der östlichen Tore können die Schiffe ausfahren. Der Schleusenvorgang vom Unter- zum Oberwasser erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Das fertiggestellte Hebewerk wird eine Höhe von rund 55 Metern haben und über 130 Meter lang sein.
Der Neubau wird das im Jahr 1934 erbaute benachbarte kleinere Schiffshebewerk ersetzen, welches heutigen Ansprüchen nicht mehr genügt. Das neue Schiffshebewerk dürfen künftig statt 82,5 Meter lange bis zu 110 Meter lange, sogar doppellagig beladene Frachter passieren und sind dabei auch noch schneller: Eine Schleusung dauert nur noch 16,5 statt 20 Minuten; der Höhenunterschied im Kanal von 36 Metern wird in drei statt zuvor fünf Minuten überwunden. Kürzere Schleusungszeiten bedeuten auch, dass mehr Schiffe das Hebewerk nutzen können. Das erfreut nicht zuletzt die Umwelt: Ein modernes Binnenfrachtschiff kann bis zu 150 Lastwagen auf der Straße ersetzen. Der Neubau beseitigt das größte Nadelöhr der Wasserverbindung zwischen Ostsee und Berlin und birgt viel wirtschaftliches Potenzial für die Region Berlin/Brandenburg.
Das Bauprojekt wird als Dach-ARGE bestehend aus der Implenia Construction GmbH, der DSD Brückenbau GmbH, der Johann Bunte Bauunternehmung GmbH & Co. KG und der SIEMAG TECBERG GmbH ausgeführt, wobei Implenia die technische Geschäftsführung innehat. Die kaufmännische Geschäftsführung liegt bei der DSD Brückenbau GmbH.