Blickpunkt CEO
Implenia auf Kurs, Gewinn aus operativer Leistung gesteigert
Implenia steigert die operative Leistung gegenüber dem Vorjahr und übertrifft mit einem EBIT von CHF 114,8 Mio. das Ziel für 2021 deutlich. Der starke und hochwertige Auftragseingang widerspiegelt das grosse Vertrauen der Kunden in Implenia. Die Transformation des Unternehmens ist weit fortgeschritten und die geplanten Portfolioanpassungen sind fast abgeschlossen. Mit einem attraktiven Leistungsportfolio, ausgerichtet auf partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Kunden, sind alle Divisionen gut aufgestellt, um mit profitablen, komplexen Projekten die Ertragskraft weiter zu steigern.
André Wyss
CEO
«Der starke und hochwertige Auftragseingang widerspiegelt das grosse Vertrauen unserer Kunden in Implenia. Die Steigerung des operativen Ergebnisses um 24% zeigt, dass wir unsere Transformation konsequent umsetzen.»
André Wyss
CEO
André Wyss, das für 2021 gesteckte Ziel, einen EBIT von über CHF 100 Mio. zu erzielen, hat Implenia deutlich übertroffen. Wie beurteilen Sie das Geschäftsjahr 2021?
Implenia erzielte ein ausgewiesenes EBIT von CHF 114,8 Mio. Alle Divisionen und relevanten Märkte haben positiv zum Ergebnis beigetragen. Aufgrund von Verbesserungen in den Divisionen Buildings und Civil Engineering stieg unsere operative Leistung auf Stufe EBIT um 24% auf CHF 76,5 Mio. (2020: CHF 61,5 Mio.). Die konsequente Umsetzung der Transformation führte zu Einmaleffekten, die das Ergebnis positiv beeinflussten. Durch den strategischen Fokus auf grosse und komplexe Projekte ist der Auftragsbestand auf einen Höchststand von CHF 6’881 Mio. (2020: CHF 6’386 Mio.) angestiegen. Der Umsatz sank trotz Portfolio-Anpassungen und längeren Projektlaufzeiten weniger als erwartet auf CHF 3’765 Mio. (2020: CHF 3’989 Mio.)
Wo steht Implenia mit der Transformation?
Die Transformation ist weit fortgeschritten. Implenia konzentriert sich weiterhin auf integrierte Bau- und Immobiliendienstleistungen in der Schweiz wie auch in Deutschland und bietet Tunnelbau sowie damit verbundene Infrastrukturprojekte in weiteren Märkten an. Mit klarem Fokus auf profitable, komplexe Projekte sowie durch die strikte Anwendung von Value Assurance – dem Risikomanagement von Implenia – konnte die Gruppe 2021 einige strategisch relevante Aufträge mit signifikant verbessertem Risiko- und Margenprofil akquirieren. Das zeigt, dass die Kunden Implenia vertrauen und das Unternehmen mit seiner Expertise und Erfahrung sowie mit seinen Leistungen und Kompetenzen richtig positioniert ist. Die Auswirkungen der steigenden Materialkosten steuerte Implenia angemessen durch enge Zusammenarbeit der operativen Einheiten mit der globalen Einkaufsorganisation.
Grund für die Beschleunigung und Intensivierung der Strategieumsetzung waren unter anderem Wertberichtigungen auf Projekten. 2021 sind keine weiteren Wertberichtigungen dazugekommen. Das Risikomanagement scheint also zu greifen?
Viele unserer Projekte laufen bis zu zehn Jahre, einige sogar noch länger. Bei solchen grossen und komplexen Projekten gibt es immer Risiken. Mit Value Assurance haben wir einen umfassenden Ansatz für die Risikobeurteilung eingeführt, der festlegt, wie die Projekte ausgewählt und beurteilt werden, und zwar aus technischer, finanzieller und rechtlicher Sicht. Dies auch während der gesamten Projektlaufzeit in periodischen Reviews.
Und diesen Prozess steuern die Divisionen?
Das hängt von der Grösse, der Komplexität und dem Risikoprofil eines Bauprojekts ab. Wir haben sogenannte Value Assurance Komitees auf vier Ebenen, angefangen bei Geschäftsstellen, über Business Units oder Landesgesellschaften, den Divisionen und auf der obersten Ebene entscheiden der CFO, der Leiter der Rechtsabteilung und ich zusammen mit dem Business. Jeder Projektleiter füllt für ein neues Projekt eine Checkliste aus. Daraus geht hervor, welche Ebene seinen Antrag beurteilt.
Werden die laufenden Projekte auch nach diesem Schema beurteilt?
Ja, ganz genau. Das Risikomanagement geht weiter beim Vertragsmanagement und begleitet danach in periodischen Reviews die gesamte Ausführung bis zum Projektabschluss. Ein Frühwarnsystem, basierend auf Kennzahlen, erkennt zudem potenzielle Unregelmässigkeiten sowie Risiken rechtzeitig und unterstützt damit eine finanziell hochprofessionelle Projektabwicklung.
Im Juni 2020 hat Implenia die Hälfte des Entwicklungsportfolios an Ina Invest ausgelagert. Wie läuft die Kooperation mit Ina Invest, aber auch die Entwicklung des bei Implenia verbliebenen Real Estate Portfolios?
Die Zusammenarbeit mit Ina Invest verläuft in allen Bereichen sehr erfolgreich, von der Akquisition über Entwicklungs- und weitere Immobiliendienstleistungen bis hin zur Ausführung. Ina Invest konnte im vergangenen Jahr ihr Portfolio stärker als geplant erweitern.
Das ausgewiesene EBIT der Division Real Estate für 2021 war über den Erwartungen und bereits wieder auf dem Niveau vor der Ina Invest Transaktion. Die Division hat 2021 weiter in ihr attraktives Real Estate Portfolio investiert und entwickelt dieses. Mit der Erweiterung der Dienstleistungen erwartet die Division steigende Service- und Beteiligungserträge aus dem Geschäft mit Ina Invest und weiteren Kunden. Aufgrund des Reifegrads des eigenen Real Estate Portfolios rechnet die Gruppe für 2022 mit einem wesentlichen Gewinnbeitrag.
Die Division Real Estate ist also gut aufgestellt, um künftig wesentlich zum Gewinn der Gruppe beizutragen. Wie sind die anderen drei Divisionen positioniert?
Die Division Buildings hat 2021 eine starke operative Leistung gezeigt. Zudem konnte die geplante geografische Transformation der Division abgeschlossen werden. Die Division erweiterte ihre Kompetenzen in den stark wachsenden Bereichen Generalplanung, Beratung und Realisation für Immobilien im Gesundheitswesen sowie in Forschung und Entwicklung.
Auch die Division Civil Engineering hat die operative Leistung, ohne die positiven Einmaleffekte aus Desinvestitionen und Restrukturierung, deutlich verbessert. Die Teilbereiche Tunnelbau und Spezialtiefbau haben positiv zum Ergebnis beigetragen. Die Teilbereiche Civil in Schweden, Norwegen, Österreich und Rumänien wurden planmässig eingestellt, laufende Projekte werden noch abgeschlossen. Die Marktpräsenz des Teilbereichs Civil in der Schweiz wurde strategiegemäss weiter angepasst.
Im Rahmen der Transformation passt die Division Specialties ihre Geschäftseinheiten gemäss Strategie an: Die strategischen Geschäftseinheiten der Division trugen positiv zum EBIT bei und verbesserten ihre operative Leistung im Vergleich zum Vorjahr. Andere nicht-strategische Geschäftseinheiten haben die geplante Profitabilität nicht erreicht. Das ausgewiesene EBIT der Division Specialties wurde positiv durch Einmaleffekte aus Desinvestitionen beeinflusst. Für 2022 plant die Division weiterhin, Geschäftseinheiten mit hohem Potenzial zu entwickeln und zu skalieren und nicht-strategische Geschäftseinheiten zu veräussern sowie ihr Portfolio durch spezialisierte Leistungen in Planung und Engineering zu ergänzen.
Wie haben sich die Cash-Situation und das Eigenkapital 2021 entwickelt?
Im zweiten Halbjahr 2021 entwickelte sich der Cashflow klar positiv. Im November emittierten wir erfolgreich eine Anleihe über CHF 175 Mio. und konnten damit frühzeitig die vollständige Rückzahlung der im Juni 2022 fällig werdenden Wandelanleihe sicherstellen. Die erfolgreiche Emission stärkt unsere Finanzierungsstruktur weiter. Das Eigenkapital erhöhte sich auf CHF 346 Mio. im Vergleich zu CHF 303 Mio. per 31. Dezember 2020. Die Bilanzsumme lag mit CHF 2’988 Mio. auf Vorjahresniveau (2020: CHF 2’943 Mio.). Die Eigenkapitalquote per 31. Dezember 2021 betrug 11,6% (2020: 10,3%). Bereinigt um den temporären Effekt durch die Emission der Anleihe über CHF 175 Mio. lag die Eigenkapitalquote bei 12,3%. Die Reduktion der Bilanzsumme, insbesondere des Nettoumlaufvermögens, bleibt weiterhin eine Priorität. Dies soll vor allem durch die Beschleunigung des Cash Conversion Cycle und der konsequenten Umsetzung der Asset-light Strategie erfolgen. Implenia strebt mittelfristig eine Eigenkapitalquote von über 20% an, und zwar durch verbessertes operatives Geschäft inklusive steigender Dienstleistungserträge und der erwarteten Dividenden aus Beteiligungen. Die mögliche Auslagerung weiterer, nicht zum Kerngeschäft gehörender Bereiche und kapitalintensiver Aktivitäten wird ebenfalls zur Verbesserung der Eigenkapitalquote beitragen.
Welche Ziele haben Sie sich für Implenia im Jahr 2022 gesetzt?
Implenia hat sich für 2022 ein EBIT-Ziel von über CHF 120 Mio. gesetzt, dies aufgrund einer weiter verbesserten operativen Leistung. Der geschätzte Anteil positiver Einmaleffekte aus der Transformation beträgt weniger als 20%. Wie bereits im Herbst 2021 kommuniziert, beabsichtigt Implenia, das Eigenkapital im laufenden Jahr um mindestens CHF 80 Mio. zu stärken. Mit der weit fortgeschrittenen Umsetzung der Transformation sind alle Divisionen bereit dafür.
«Nach Portfolio-Anpassungen, mit strategischer Ausrichtung auf profitable, komplexe Projekte und dank Value Assurance sind alle Divisionen gut aufgestellt, um die Ertragskraft weiter zu steigern.»
André Wyss
CEO