Chancen und Risiken
Der proaktive Umgang mit Chancen und Risiken ist ein zentrales Element erfolgreicher Unternehmensführung. Mit durchgängigen, in das Tagesgeschäft integrierten Prozessen und klaren Verantwortlichkeiten nimmt Implenia Risikomanagement als fortlaufende Aufgabe wahr.
Drei-Linien-Modell als übergeordnetes Rahmenwerk
Das Drei-Linien-Modell (Three-Lines-of-Defence- Modell) dient Implenia im Risikomanagement als übergeordnetes Rahmenwerk. Es definiert Rollen und Verantwortlichkeiten für ein effektives, effizientes Risikomanagement und wirkt Risiken auf drei Linien entgegen:
- Erste Linie: der Geschäftsbereich, der für die identifizierten Risiken und deren effiziente Abfederung durch Kontrollen und Massnahmen im täglichen Geschäft verantwortlich ist.
- Zweite Linie: Prozesse wie Value Assurance und Funktionen wie Performance Management, HR, Legal & Compliance, die risikobasierte Prozesse der ersten Linie überwachen und unterstützen. Das ERM integriert die Risikoidentifikation und -bewertung der ersten sowie der zweiten Linie auf Divisions-, Funktions- und Gruppenstufe und legt die einheitliche Methodologie und Parameter fest.
- Dritte Linie: interne und externe Prüfungsinstanzen. Sie haben eine Aufsichtsfunktion, geben also z.B. eine unabhängige Bestätigung darüber ab, dass die Risiken und Chancen von Implenia effektiv und in Übereinstimmung mit der ERM-Richtlinie des Unternehmens behandelt werden.
Enterprise Risk Management: Fünf Toprisiko-Cluster identifiziert
Das ERM von Implenia regelt den Umgang mit strategischen und operativen Risiken basierend auf den Märkten und dem Businessmodell sowie rechtlichen und finanziellen Risiken. In einem jährlichen Zyklus werden diese mit einem standardisierten Prozess identifiziert, bewertet, gesteuert, überwacht und rapportiert, um Massnahmen abzuleiten. So schafft das ERM Entscheidungsgrundlagen und unterstützt das Management bei der Erreichung der strategischen und operativen Ziele.
Synchronisierter Bottom-up- und Top-down-Prozess
Da sich die internen und externen Bedingungen, unter denen Implenia arbeitet, ständig verändern, identifiziert und bewertet die Gruppe die Risiken anhand der Dimensionen Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkung dynamisch: «Im Sinne eines ganzheitlichen, integrierten ERM arbeiten wir mit einem synchronisierten Bottom-up-/Top-down- Prozess und ergänzen diesen mit Ad-hoc-Aktivitäten», erklärt Rebecca Gerth, die bei Implenia das ERM koordiniert. Seit 2021 identifiziert und bewertet Implenia Risiken im Bottom-up-Prozess und konsolidiert diese auf Divisions-, Funktions- und Gruppenstufe für die und mit der Geschäftsleitung. 2022 identifizierte die Geschäftsleitung im Top-down-Prozess, der zwei Mal jährlich wiederholt wird, folgende fünf Toprisiko-Themencluster, die im Group Risk Report Eingang finden:
- «Beschaffung», z.B. Lieferkettenengpässe oder hohe Inflation
- «Projektrentabilität», z.B. Projekt- und Vertragsrisiken
- «Wirtschaftlicher Abschwung und Reputation», z.B. Rezessions- bzw. ESG-Risiken
- «Ressourcen und Manpower», z.B. Fachkräftemangel
- «Liquidität und Finanzierung», z.B. steigende Zinsen
Mit dem 2022 eingeführten Business Continuity Management (Betriebliches Kontinuitätsmanagement) kann Implenia zudem sicherstellen, dass kritische Geschäftsprozesse und Schlüsselfunktionen auch in Krisensituationen verfügbar bleiben oder mittels Wiederanlaufplänen rechtzeitig wieder verfügbar sind. So wurden zum Beispiel im Rahmen der drohenden Energiemangellage oder des Kriegs in der Ukraine Taskforces eingerichtet und Sofortmassnahmen ergriffen.
Value Assurance: Mit operativem Risikomanagement zur Wertgenerierung
Ebenfalls in der zweiten Line verankert ist der Value-Assurance-Ansatz von Implenia – ein Instrument des operativen Risikomanagements, das auf Projektebene ansetzt. Ziel von Value Assurance ist es, Angebotsentscheide aufgrund von relevanten datenbasierten Fakten zu treffen und die Rentabilitätseinschätzung sowie die Projektsteuerung während der gesamten Projektlaufzeit zu optimieren. «Value Assurance ist unser Ansatz, ein Projekt transparent und standardisiert darzustellen, um auf dieser Basis Chancen und Risiken in jeder Projektphase einordnen zu können», erklärt Axel Metzger, Head Value Assurance bei Implenia. Die Gruppe arbeitet dabei seit 2019 mit folgendem Prozess:
Projektauswahl
- Vorauswahl mit Selektions-Checkliste Jedes potenziell interessante Projekt wird erfasst und geprüft. Die Selektions-Checkliste enthält offensichtliche Kriterien, anhand derer sich beantworten lässt, ob ein Projekt weiter geprüft werden soll oder ausscheidet.
- Klassifizierung Die ausgewählten Projekte werden mit einer auf die Division zugeschnittenen automatisierten Matrix klassifiziert. Sie teilt die Projekte je nach Komplexität und Risikoprofil in eine von vier Klassen ein. Klasse I
umfasst die sehr komplexen, Klasse IV die am wenigsten komplexen Projekte. - Projektauswahl Alle Projekte werden von einem Value Assurance Committee (VAC) beurteilt, dessen Besetzung von der Klasse abhängt. Klasse-I-Projekte werden von CEO, CFO und General Counsel entschieden, Klasse-II-Projekte von den Divisionsleitungen sowie ihren Business Partnern Finance und Legal, Klasse-III-Projekte von den Verantwortlichen in den Ländern, Bereichen oder Business Units und Klasse-IV-Projekte von den Verantwortlichen in den Regionalleitungen. Dadurch wird sichergestellt, dass nur strategisch und finanziell attraktive Projekte in die Angebotsphase kommen.
Angebotsfreigabe
Die Angebotsfreigabe erfolgt in einem eigens angesetzten und projektspezifischen VAC-Meeting. Anhand vorgängig eingereichter standardisierter Unterlagen werden die Angebote vorgestellt, Strategie sowie Chancen und Risiken diskutiert. Die Freigabe erfolgt gegebenenfalls mit Anpassungen.
Projekt-Reviews
Projekt-Reviews mit Vor-Ort-Begehungen dienen dazu, die Fortschritte in einem Projekt in Ausführung zu prüfen, potenzielle Probleme zu erkennen und Massnahmen zur Realisierung von Chancen bzw. Risikobegrenzung zu vereinbaren. Erfahrungen können so in andere Angebote sowie in Projekte in Ausführung einfliessen. Zudem besteht ein Frühwarnsystem im Rahmen des Performance Managements basierend auf Kennzahlen, mit dem potenzielle Unregelmässigkeiten während der gesamten Projektlaufzeit frühzeitig erkannt werden. Der Value-Assurance- Prozess wird kontinuierlich von Operations, Legal und Finance begleitet.
Um bei Projekten der Klassen I und II, also bei komplexen Projekten, während der Ausführung Abweichungen möglichst frühzeitig zu identifizieren, sind regelmässige Abstimmungen zwischen dem ausführenden Team und projektunabhängigen Implenia Fachleuten vorgesehen. Mit den Begehungen vor Ort wird festgestellt, wie sich das Projekt und die Beziehung zum Kunden sowie zu anderen Projektbeteiligten während der Projektlaufzeit entwickeln, wie die finanzielle und rechtliche Lage ist, wie es um die Performance steht und welche Herausforderungen bestehen. Diese Informationen werden anhand eines standardisierten Fragenkatalogs erhoben. Basierend darauf ergreifen die Projektverantwortlichen falls nötig laufend Massnahmen.
Umfassende Reviews für Klasse-III- und Klasse-IV-Projekte werden stichprobenartig auf Divisionsebene durchgeführt, sodass Implenia die Risiken aller Projekte in Ausführung effizient managen kann.
Die strikte Anwendung von Value Assurance führt zur Akquisition strategisch relevanter Projekte mit signifikant verbessertem Risiko- und Margenprofil.
Integrierte zusammenarbeit Seit 2022 wird in den Phasen der Projektauswahl und der Angebotsfreigabe konsequent abgefragt, ob auch interne Angebote anderer Divisionen eingeholt und geprüft worden sind – dies im Sinne einer integrierten Zusammenarbeit über die Divisionen hinweg. «Mit Angeboten aus einer Hand können wir unseren Kunden Mehrwert bieten», erklärt Axel Metzger. «Im Rahmen unseres Value-Assurance-Prozesses wollen wir sicherstellen, dass wir diese Chance wenn immer möglich nutzen.»